Wissen, wo vielleicht der Schuh drückt, was gut läuft, wie gemeinsam Herausforderungen gemeistert werden können und auf welchen Grundlagen der Bayerische Fußball-Verband (BFV) Entscheidungen für den Amateurfußball trifft – das sind allesamt Dinge, die am besten direkt vor Ort besprochen werden. Im Rahmen seiner „Pro Amateurfußball“-Kampagne besuchen BFV-Verantwortliche regelmäßig Vereine im Freistaat – jetzt war die Riege um Vize-Präsidentin Silke Raml zu Gast bei der DJK/SpVgg Rohr im mittelfränkischen Fußball-Kreis Neumarkt/Jura und lernte einen besonderen Klub kennen.
Hier in Rohr, einer von 33 Freystädter Ortsteilen im politischen Landkreis Neumarkt, die sie liebevoll „Dorf“ nennen, ist die Welt noch in Ordnung. Das „Dorf“ links der Schwarzach zählt 285 Einwohnerinnen und Einwohner, der Sportverein mit seinen beiden großen Fußballplätzen sowie kleinem Jugendfußballplatz und dem schmucken, mit immenser Eigenleistung gebauten Sportheim ist Heimat für 650 Mitglieder. Das sagt alles über die facettenreichen Aktivitäten des Mehrspartenvereins und den Zusammenhalt – und dennoch drückt auch hier an der einen oder anderen Stelle der Schuh. Denn Freystadt, wo 9345 Menschen zuhause sind, ist die Heimat für insgesamt gleich zehn Sportvereine.
Und deshalb sitzen auch Vertreter des FC Möning (Partnerverein neben den weiteren SG-Vereinen TSV Mörsdorf und DJK Göggelsbuch) mit Silke Raml, dem Kreis-Vorsitzenden Michael Tittmann, Bezirks-Jugendleiter Thomas Zankl und Kreis-Spielleiter Markus Hutflesz am Tisch. Auch der stellvertretende Geschäftsführer Fabian Frühwirth sowie der Masterplan-Koordinator Simon Dirnberger vom BFV-Hauptamt sind mit dabei.
„Wir machen gemeinsame Sache, anstatt zu konkurrieren“, sagt Fußball-Jugendleiter Daniel Großhauser, der bei den G-Junioren noch eigenständig mit der DJK agiert, bei F-, E-, D-, C-, B-, A-Junioren und den Herren aber Spielgemeinschaften unterhält. Und da ringen sie selbst mit sich, denn die SG Möning/Rohr ist auch in dieser Saison vorne dabei – und die Regularien sehen kein SG-Aufstiegsrecht in die Bezirksliga vor, „weil eine SG ursprünglich temporär helfen soll, Spielermangel zu überbrücken, um dann wieder in die Eigenständigkeit zu gehen“, wie es die stellvertretende BFV-Präsidentin Silke Raml sagt.
„Wir machen das seit zehn Jahren, hier ist etwas gewachsen, was funktioniert“, sagt Tobias Bauer, ehemaliger U19-Coach der SG Rohr/Möning/Mörsdorf/Göggelsbuch: „Wir haben die SG gegründet, weil es in der Relation zwischen den vielen kleinen Ortsteilen und der Vielzahl an Vereinen allein schlicht nicht möglich ist. Wir haben die SG nicht aus sportlichem Kalkül gegründet. Von daher fände ich es vom BFV fair, Möglichkeiten zu schaffen, dass ein Aufstieg doch möglich ist – gekoppelt an Bedingungen, beispielsweise, wie lange so etwas schon existiert und welche Rahmenbedingungen der Landstrich mit sich bringt.“
Einen eigenen Verein zu gründen, wäre eine Möglichkeit, die jetzt schon besteht – seine eigene Identität und individuelle Vereinskultur aber will keiner der beteiligten SG-Vereine aufgeben. Daniel Großhauser und Tobias Bauer sagen, dass sie einen Kriterienkatalog entwickeln wollen, „um den dann auch vorzustellen und gemeinsam mit dem BFV zu diskutieren. Wir wollen konstruktiv in der Sache sein“.
Konstruktiv verläuft der Abend ohnehin, denn in Sachen der neuen, verpflichtenden Kinderfußball-Formate (Großhauser: „Eine prima Sache, wir hatten jüngst erst ein Kleinfeld-Festival mit 16 Teams und acht Spielfeldern bei uns in Rohr.“), Schiedsrichter-Gewinnung (sechs Referees zählt die DJK) oder Vereinsfinanzen ist in Rohr alles in Butter. „In vielerlei Hinsicht“, betonen Silke Raml und Michael Tittmann, „ist die DJK ein Vorzeigeverein, einer, der etwas bewegen will und damit Menschen begeistert. Das haben wir beim Vereinsdialog heute förmlich gespürt.“
„Der Vereinsdialog des BFV bei uns in Rohr verlief in einer lockeren und sehr kommunikativen Atmosphäre. Die von uns für sehr wichtig erachteten Themen wie Ligaspielbetrieb, Jugendarbeit und Ehrenamt konnten wir durchaus konstruktiv und mit ausreichender Zeit für intensivere und offene Diskussionen untereinander nutzen“, resümiert Daniel Großhauser.