Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat bei seiner mittlerweile schon 26. Ehrenamtspreisverleihung im Münchner GOP Varieté-Theater insgesamt 22 ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter*innen aus dem gesamten Freistaat für ihr außergewöhnliches Engagement im und für den Amateurfußball ausgezeichnet: Platz eins belegt Birger Kraska (STV Deutenbach), den zweiten Platz teilen sich Kristina Hecht (SV Zinzenzell) und Angelika Körner (SC Lorenzen). Sie wurden von BFV-Partner LOTTO Bayern mit Geldprämien für ihre Vereine in einer Gesamthöhe von insgesamt 10.000 Euro belohnt. Die drei Erstplatzierten im Porträt.
1. Platz: Birger Kraska, STV Deutenbach (Kreis Nürnberg/Frankenhöhe), 1. Vorstand
Gegen Siege seiner Mannschaften hat Birger Kraska sicherlich nichts einzuwenden. Aber für den 1. Vorstand zählen bei der Beurteilung erfolgreicher Vereinsarbeit andere Faktoren mindestens genauso viel wie Erfolgserlebnisse auf dem Platz. Klar ist es ihm wichtig, dass die Mädchen und Buben beim STV Deutenbach fußballerisch vorankommen und technisch und taktisch bestmöglich ausgebildet werden – genau aus diesem Grund bekommen auch alle Trainer*innen und Betreuer*innen zusätzlich zu den von ihm alle zwei Jahre organisierten vereinsinternen Mitarbeiterschulungen regelmäßig auch Weiterbildungen finanziert, zumindest aber bezuschusst. Aber Werte wie der faire Umgang mit Schiedsrichter*innen, Mit- und Gegenspieler*innen und Präventionsveranstaltungen zu Themen wie Gewalt oder den Gefahren von Alkohol und Drogen genießen für den Polizisten einen mindestens ebenbürtigen Stellenwert.
Eine Herzensangelegenheit ist es für ihn, dass sein Klub auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird: Sei es bei der Unterstützung sozial benachteiligter Kinder, die ebenso von Vereinsbeiträgen befreit sind wie Migranten, die beim STV Deutenbach nicht nur eine sportliche Heimat finden, sondern auch Unterstützung, die weit über die Bereitstellung von Sportkleidung oder Bällen hinausgeht. Eine Selbstverständlichkeit war es für Kraska deshalb auch, dass sein Klub während der Corona-Pandemie Einkaufshilfen für ältere Menschen und Personen aus Risikogruppen organisiert. Um den Kindern und Jugendlichen auch während der Krise die Sportausübung zu ermöglichen, kümmerte er sich als Corona-Beauftragter parallel dazu um die Erstellung entsprechender Hygienekonzepte und die penible Umsetzung der behördlichen Auflagen. Aber auch in normaleren Zeiten laufen im Grunde alle Fäden beim Strippenzieher des mittelfränkischen Vorzeigeklubs zusammen: Egal, ob bei Renovierungsarbeiten im Vereinsheim oder bei Neubauprojekten wie dem dritten Spielfeld, für dessen Realisierung er sich nicht nur um die notwendigen Bau- und Förderanträge kümmerte, sondern auch gleich um die Finanzierung, die über die Akquise von Sponsoren und eine Spendenaktion sichergestellt wurde.
Um vor allem auch Mädchen für den Fußball im Verein zu begeistern und talentierte Spielerinnen für die Frauenmannschaft nachzuführen, baut Kraska regelmäßig auf Schnuppertrainings in Kindergarten und Schule, setzt auf BFV-Projekte wie „Ballbina kickt“ oder organisiert eigene Trainingscamps. Aber auch die alltäglichen Dinge der Vereinsarbeit wie die Sponsorengewinnung, die Organisation von Vereinsfeiern, die akribische Vorbereitung der Jahreshauptversammlungen oder gemeinsame Besuche von Bundesligaspielen laufen über seinen Schreibtisch. Ein Funktionär wie aus dem Bilderbuch eben.
2. Platz: Angelika Körner, SC Lorenzen (Kreis Regensburg), 1. Vorstand
Würde der SC Lorenzen ins Kino kommen, dann kämen die Filmemacher an Angelika Körner nicht vorbei. Sie würde Regie führen und nebenbei gewiss auch die Hauptrolle spielen. Mit ganz viel Herzblut, Leidenschaft und Geschick steuert und führt sie den Verein aus dem Fußballkreis Regensburg – auch mal durch unruhige Zeiten. Aus der Ruhe bringen lässt sich die 54-Jährige aber sowieso nicht. Dafür ist sie schon viel zu lange dabei. Bereits 1996 – also vor über 25 Jahren – begann ihr ehrenamtliches Engagement, seit 2001 ist sie im Vorstand aktiv. Bei Angelika Körner laufen seither die Fäden des SC Lorenzen zusammen.
Besonders am Herzen liegt Angelika Körner die Jugendabteilung des Vereins. Sie unterstützt die Nachwuchstrainer*innen in allen Belangen, organisiert Trainingszeiten und Ausrüstung und fördert aktiv die Ausbildung der Übungsleiter*innen. Dass der Verein die Kosten für die C-Trainerlizenz übernimmt, ist für sie – ebenso wie Beitragsermäßigungen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche – selbstverständlich. Denn: Eine gute Ausbildung ist der Schlüssel zum Erfolg! Doch ihr Engagement geht weit über den Fußball hinaus. So organisiert sie regelmäßig Vorträge und Informations-Abende zu Präventionsthemen wie Gewalt, Alkohol und Drogen oder Rassismus.
Organisation ist ohnehin eine der großen Stärken von Angelika Körner. Beim SC Lorenzen gibt es keine Veranstaltung, bei der sie nicht als treibende Kraft ihre Finger im Spiel hat. So stellte sie zum 60-jährigen Klubjubiläum im Jahr 2021 beispielsweise ein Benefizspiel gegen ehemalige Spieler des SSV Jahn Regensburg auf die Beine, dessen Erlöse allesamt für den guten Zweck gespendet wurden. Im Verein unvergessen bleibt zudem die Meister- und Aufstiegsfeier der ersten Herrenmannschaft in die Kreisliga im vergangenen Sommer.
Auch, dass der SC Lorenzen bisher weitestgehend unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen ist, verdankt er dem Einsatz seiner 1. Vorsitzenden. Penibel erstellte Angelika Körner ein Hygienekonzept, dessen Umsetzung sie seither bei Training und Spiel höchstpersönlich kontrolliert. Sie stellte Desinfektionsspender auf, sorgte für die notwendigen Ausschilderungen auf dem Sportgelände und führte Anwesenheitslisten. Und wäre das noch nicht genug, rief sie kurzerhand mit weiteren Vereinsmitgliedern auch noch eine Nachbarschaftshilfe ins Leben.
Dank ihres großen Netzwerks schafft Angelika Körner es immer wieder, Sponsoren zu akquirieren und die Vereinskasse zu füllen. 2019 wurde auf ihre Initiative hin zudem ein Förderverein gegründet, der den SC Lorenzen bei größeren Anschaffungen unterstützt. Beim Thema Finanzen ging die „Mutter des Vereins“ aber schon früh innovative und nachhaltige Wege. So ließ sie mit ihren Mitstreiter*innen bereits 2006 eine Photovoltaik-Anlage auf dem Vereinsheim installieren, die dem SC regelmäßige Einnahmen beschert.
Apropos Vereinsheim: Nachdem sich die Gemeinde fast zwei Jahre lang quergestellt hatte, erwirkte Angelika Körner mit ihrem Mann 2020 endlich die notwendige Genehmigung für den geplanten An- bzw. Erweiterungsbau des Sportheims. Mittlerweile hat der Bau begonnen und die Baustelle ist aktuell das zweite Zuhause für Familie Körner. Täglich versorgt Angelika die freiwilligen Helfer mit Brotzeit und Getränken, verhandelt mit dem Bauleiter und greift – wann immer notwendig – selbst zur Schaufel.
Die Liste der Dinge, die Angelika Körner leistet, ließe sich beinahe beliebig fortführen. Doch schon dieser kurze Abriss macht klar: Ohne die 54-Jährige liefe beim SC Lorenzen nichts! Sie ist die Regisseurin!
2. Platz: Kristina Hecht, SV Zinzenzell (Kreis Niederbayern Ost), Vorstand
Es gibt ehrenamtlich Engagierte und sehr engagierte Ehrenamtliche – und dann gibt es Funktionäre wie Kristina Hecht, ohne die ein ganzer Verein wohl stillstehen würde. Seit 13 Jahren gibt die 33-jährige Fußballerin auf und neben dem Platz alles für den SV Zinzenzell. Die neun Teams aus Wiesenfelden verdanken Kristina Hecht so einiges: Sie engagierte sich in der Planungs- und Finanzierungsphase der brandneuen, vereinseigenen LED-Flutlichtanlage, füllte Anträge aus und ermöglichte so die staatliche Förderung für dieses Großprojekt. Im Anschluss daran setzte sie sich für den Bau eines Kinderspielplatzes mit Spielturm, Rutsche und Schaukeln direkt am Vereinsgelände ein. Eine vorausschauende Investition, die nicht nur fußballbegeisterten Müttern und Vätern sondern auch den Kleinsten im Verein zugutekommt.
Seit 2004 ist Kristina Hecht als Spielerin beim SV Zinzenzell aktiv und kümmert sich „nebenbei“ um die Trainersuche für die Frauenmannschaften, Schnuppertrainings für Mädchen und das Trainingslager des Frauen-Teams. Zudem liegt ihr die optimale Förderung des Nachwuchses ganz besonders am Herzen. In Zusammenarbeit mit der Jugendabteilung startete sie 2020 das erste Schnupper-Abenteuertraining für Mädchen und Buben im Alter von fünf bis zehn Jahren. Ein großes Highlight für die Fußballneulinge war im Sommer 2021 auch die vereinseigene Fußballolympiade mit Torwandschießen, Dribbelparcours, Fußballkegeln und einer Hüpfburg. Mit ihren Mitstreitern aus der Jugendabteilung ist es Kristina Hecht so gelungen, eine Mannschaft im E- und F-Bereich auf die Beine zu stellen. Nach dem Motto „Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein“ kümmert sie sich darüber hinaus um die optimale Ausbildung der Übungsleiter*innen, Trainer*innen und Schiedsrichter*innen im Verein und sorgt dafür, dass der Klub alle Kosten für Aus- und Fortbildungen seiner Mitarbeiter*innen übernimmt. So konnten unter ihrer Regie unter anderem drei neue Schiedsrichter*innen für den Verein gewonnen werden. Dass sie ihrem Klub auch in schwierigen Zeiten zur Seite steht, hat die Vorzeige-Funktionärin in der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt: Sie erstellte und veränderte die nötigen Hygienekonzepte, organisierte Infoplakate und rief nicht zuletzt eine Spendenaktion ins Leben, bei der 3000 Euro für den Verein zusammenkamen.
Statt sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sorgt Kristina Hecht lieber dafür, dass ihre Kolleginnen und Kollegen glänzen: 2020 ernannte sie den langjährigen Vorstand zum Ehrenvorstand und schlägt regelmäßig verdiente Ehrenamtliche für diverse Ehrungen im Landkreis vor. Jetzt steht sie als Siegerin beim BFV-Ehrenamtspreis 2021 einmal selbst im Rampenlicht. Und das völlig zurecht.