Jürgen Igelspacher, Geschäftsführer des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), ordnet die jüngsten Beschlüsse der Bund-/Länderkonferenz für den Amateurfußball im Freistaat ein:
„Vorderstes Ziel ist es und muss es bleiben, dass unsere Amateurfußballer, die Buben und Mädchen, Frauen und Männer, schnellstmöglich und mit der nötigen Sorgfalt, die unserer Gesellschaft die Pandemie abverlangt, wieder auf die Plätze und damit in Bewegung kommen. Von daher sind die Bund-Länder-Beschlüsse vom Mittwoch zumindest dahingehend positiv, dass der Breitensport jetzt auch einer der Punkte ist, der auch von der Politik wahrgenommen wird und endlich auch Bestandteil der fortwährenden Diskussion ist.
Wir betonen nochmals: Der Amateurfußball, ja, der gesamte Breitensport, ist seit Anbeginn der Pandemie ein verlässlicher Partner der Politik. Er hat sich immer zurückgenommen und in den Dienst der COVID-19-Bekämpfung gestellt – und das trotz der immensen Zahl an Menschen, die Fußball in ihrer Freizeit spielen. Wir haben nie eine Sonderrolle für uns beansprucht, sondern unsere Interessen im Sinne der Sache hinten angestellt. Jetzt muss der Amateurfußball mit seinen sorgfältig ausgearbeiteten und vorbildlich umgesetzten Hygienekonzepten aber dringend von der Politik auch als fester Teil der Lösung gesehen werden, wenn wir über Lockerungen sprechen. Das ist auch am Mittwoch beim Treffen der Bundeskanzlerin mit den Länder-Chefs der Fall gewesen. Wir können nur noch einmal eindringlich wiederholen, dass es fürchterliche Folgen für unsere Gesellschaft haben wird, den gesamten Breitensport und seine Vereine in der Diskussion völlig außen vor zu lassen. Keiner wird es verstehen, wenn etwa Schulunterricht in einem Raum stattfinden kann, am Nachmittag die Kinder unter Aufsicht und Einhaltung etwaig notwendiger Regeln aber nicht an der frischen Luft gemeinsam trainieren dürfen.
Entsprechend werden wir weiterhin vehement, aber mit aller gebotenen Sachlichkeit versuchen, nach unseren Möglichkeiten den Einfluss des Breitensports geltend zu machen – dies kann nach Auffassung des BFV nur dann funktionieren, wenn alle Amateursportler ihre Stimmen bündeln und sich so Gehör verschaffen. Wir bieten uns weiterhin als Gesprächspartner der Bayerischen Staatsregierung an. Unsere Vereine und wir als Verband wollen fixer Teil der Lösung der gesellschaftlichen Situation sein und nicht nur als pandemischer Problemfall betrachtet werden.
Was eine Fortsetzung des Spielbetriebs in Bayern angeht, so lassen sich angesichts dessen, dass Inhalte des in der Diskussion befindlichen Wiederöffnungs-Konzeptes nur rudimentär bekannt sind und beim nächsten Bund-Länder-Treffen Anfang März konkretisiert werden sollen, keine fundierten Aussagen treffen. Nachdem es sich hierbei um einen Stufenplan handeln wird, dürfte sich die Frage auf die Länge einer etwaigen Vorbereitungszeit (Vorlauf) für Spieler*innen ohnehin dahingehend erübrigen, als dass eine schrittweise Lockerung vom Training hin zum Spielbetrieb die Politik nicht von heute auf morgen zulassen wird – dies dürfte analog zu den staatlichen Vorgaben aus dem Frühsommer 2020 passieren. Gleiches gilt für eine aktuell nicht zu beantwortende Zahl an womöglich wiederum zu begrenzenden Zuschauerzahlen. Hier zum jetzigen Zeitpunkt eine Einschätzung treffen zu wollen, wäre schlicht unseriös – auch hier braucht es die Vorgaben, um dieses Thema auf den Amateurfußball herunterbrechen zu können.
Die aktuell weiter von großer Unsicherheit geprägte Situation ist nicht nur für den bayerischen Amateurfußball belastend, sondern betrifft alle Landesverbände gleichermaßen – ungeachtet der völlig unterschiedlichen Ausgangslagen im Spielbetrieb. Fakt ist, dass sich der BFV mit seiner Fortsetzungsentscheidung und der klaren Priorisierung der Beendigung des Ligen-Spielbetriebs den in dieser extrem schwierigen Situation maximalen Spielraum verschafft hat.
Fragen nach dem Zeitpunkt eines Saisonendes zu einem zwingenden Termin, der Umgang mit möglichen Quarantäne-Fällen oder der Spiel-Modi lassen sich anhand der aktuellen Faktenlage nicht seriös beantworten. Spekulationen, so die einhellige Meinung, sind dabei nicht zielführend und wenig hilfreich. Der Amateurfußball und der komplette Breitensport müssen gemeinsam Schritt für Schritt gehen und Entscheidungen dann treffen, wenn es dafür auch belastbare Grundlagen gibt. Diese zu schaffen und mitzugestalten, ist zuvorderst die Zielvorgabe der Amateursportverbände.“