Bedingt durch die vom Freistaat Bayern umgesetzten Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Infektionen und dem damit einhergehenden vierwöchigen Trainings- und Wettkampfverbot für den kompletten Breitensport im November hat der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) für alle seine Spiel- und Altersklassen den vorzeitigen Gang in die Winterpause beschlossen. Gleichzeitig aber unterstrich das Gremium in seinem einstimmig getroffenen Beschluss die große Notwendigkeit, auf Sicht zumindest den Trainingsbetrieb in angepasster Form wieder zu gestatten, um weiteren Schaden von den Sportvereinen abzuwenden. Hier seien alle Sportfachverbände in der Pflicht, mit einer Stimme zu sprechen.
„Dass wir bereits jetzt mit allen Spiel- und in Altersklassen in die Winterpause gehen, ist sicherlich keine überraschende Nachricht, sondern vielmehr die logische Konsequenz aus dem jetzt verhängten Sportverbot“, betont Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, der im BFV-Präsidium für den Spielbetrieb in Bayern verantwortlich zeichnet: „Fakt ist, dass wir im kompletten November ein Sportverbot haben. Es wäre keinem Verein zuzumuten, jetzt abzuwarten und direkt im Dezember wieder ins Geschehen einzugreifen. Das wäre ohnehin nur mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen möglich gewesen. Es macht aber keinen Sinn, Mitte Dezember, wo vielerorts witterungsbedingt Spielen quasi schon unmöglich ist, nochmals einen Versuch zu unternehmen – zumal wir heute noch gar nicht wissen, wie sich die Zahl der Infektionen nach diesen harten Einschnitten entwickelt und welchen Kurs die Politik in vier Wochen verfolgt.“
Formell hat der BFV-Vorstand am Montagabend einstimmig die pandemiebedingte, allgemeine Wettkampfs-Spielbetriebsaussetzung bis 31. Dezember 2020 beschlossen, alle weiteren Entscheidungen hinsichtlich der Spielplangestaltung für den Re-Start im neuen Jahr 2021 werden – wie auch schon in der Vergangenheit – individuell von der jeweils zuständigen spielleitenden Stelle auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene getroffen. Grundsätzlich gilt für alle Ligen und Altersklassen weiterhin eine zweiwöchige Ankündigungszeit, ehe der Wettkampf-Spielbetrieb wiederaufgenommen werden kann.
Mit der im April getroffenen Entscheidung, die Saison 2019/20 nicht abzubrechen, sondern stattdessen fortzusetzen, hatte der BFV die Voraussetzung geschaffen, um maximal flexibel auf pandemiebedingte Folgen reagieren zu können. Im Falle eines Abbruchs wäre es alleine schon zeitlich nicht mehr möglich gewesen, eine neue Saison 2020/21 komplett auszutragen – zumal der Spielbetrieb in Bayern erst wieder am 19. September 2020 aufgenommen werden durfte. In der Entscheidungsfindung spielte auch immer ein möglicher zweiter Lockdown eine tragende Rolle. „Entsprechend haben wir auch die Durchführungsbestimmungen des neu geschaffenen Ligapokal-Wettbewerbs gestaltet. Oberste Priorität – und das war von Anfang an so auch klar kommuniziert worden – hat der Ligen-Spielbetrieb der Saison 2019/20, den es zu retten gilt, damit wir hoffentlich zum 1. Juli 2021 wieder in geordnete Bahnen übergehen können“, sagt Jürgen Faltenbacher: „Wir haben Bezirken und Kreisen deshalb bewusst völlige Freiheit bei der Ausgestaltung des Ligapokal-Modus‘ gewährt und dabei auch in den Statuten individuell geregelt, wie wir im Falle einer neuerlichen Zwangspause damit umgehen. Es gibt etwa Regelungen zur vorzeitigen Wertung oder zur Verkürzung des Liga-Pokals, um nur zwei Beispiele zu nennen. Diese Regelungen passgenau den unterschiedlichen Fortschritten in den einzelnen Spielebenen für einen Re-Start im Frühjahr 2021 anzugleichen, wird jetzt die Aufgabe sein. Wenn ich vereinzelt lese, dass der Ligapokal in Teilen schon jetzt eine Farce sei, dem muss ich klar und deutlich sagen, dass wir immer gesagt haben, dass es in dieser so nicht gekannten Situation zu Änderungen kommen kann – von der Modus-Modifikation bis hin zur gänzlichen Streichung.“
Dass der erneute Lockdown im Breitensport verheerende Folgen nach sich ziehen wird, war auch Thema der Online-Konferenz des BFV-Vorstands. „Wir wissen, was der Breitensport Großes in den Vereinen bewegt, gerade wenn es darum geht, Gesundheitsvorsorge zu betreiben. Dass dies fortan für die Frauen und Männer, Jungen und Mädchen im ohnehin schon reduzierten Maße nicht mehr möglich ist, tut uns allen sehr weh. Darum ist es ganz besonders wichtig, dass dies nicht zum Dauerzustand wird – zumal wir mittlerweile wissen, dass das Infektionsrisiko beim Sport an sich äußerst gering ist. Dass Vereine und Verbände jetzt wiederholt vor extremen Herausforderungen stehen, liegt auf der Hand, wenn wir daran denken, dass Mitglieder fernbleiben müssen, sich womöglich in der Folge ganz abwenden oder Kinder erst gar keinen Zugang mehr zum Fußball im Verein finden. Das muss die Politik bei allen ihren Entscheidungen immer mit im Blick haben – und wir werden alles dafür tun, dass dieser Blick nicht verloren geht. Das darf keinesfalls passieren“, hatte BFV-Präsident Rainer Koch bereits bei Bekanntwerden der harten Einschnitte verdeutlicht: „Ungeachtet des Spielbetriebs, für den wir jetzt die folgenrichtige Entscheidung getroffen haben, müssen alle Sportfachverbände mit der Politik um Lösungen ringen, dass unsere Amateursportler rasch wieder in Bewegung kommen – auch wenn kein offizieller Wettkampf stattfindet. Unsere Vereine haben gemeinsam mit uns detaillierte Hygienekonzepte entwickelt und eindrucksvoll bewiesen, dass diese vorbildlich umgesetzt werden und maximal möglichen Schutz bieten.“
Für Sandra Hofmann, Vorsitzende des Frauen- und Mädchen-Ausschusses, sowie Florian Weißmann, Vorsitzender des Jugend-Ausschusses, ist klar, „dass wir gerade unseren Kindern wieder Bewegungsmöglichkeiten in den Vereinen bieten müssen. Wir alle wissen, wie wichtig Bewegung gerade im Kindesalter ist. In anderen Bundesländern wurden Kinder und Jugendliche vom Sportverbot ausgenommen, das sollte auch in Bayern möglich sein“.
Zudem erneuerte Koch die Forderung nach finanziellen Entschädigungen zum Erhalt der Vereinsvielfalt in Bayern: „Was für die Kultur gilt, beansprucht auch der Sport für sich. Das muss die Politik anerkennen, erste Signale gibt es ja bereits. Wir als Fachverbände müssen aber hartnäckig bleiben und mit einer unüberhörbaren Stimme sprechen.“