Nur ganze zwei Minuten hat es am Samstag gedauert, bis auf Verbandsebene das erste Tor nach dem Re-Start bejubelt werden konnte. Markus Nerreter, 24-jähriger Mittelfeldspieler des Nordost-Landesligisten SC Großschwarzenlohe, traf zum 1:0 beim Auswärtsspiel beim FC Vorwärts Röslau. Es war sein sechstes Saisontor, durch die Pandemie, die Zwangspause und eben den Zeitpunkt dann aber doch ein ganz besonderes. Denn die Wartezeit auf „echten“ Fußball war lang und zäh. „Ich habe mich sehr darauf gefreut, endlich mal wieder für was Zählbares zu kämpfen. Natürlich war es schon gut, als wir wieder trainieren konnten und dann auch die Testspiele zu spielen. Aber ein Meisterschaftsspiel zu bestreiten, ist dann natürlich schon nochmal was anderes. Und dann auch noch vor Zuschauern. Das ist natürlich schon geiler, als die Geisterspiele“, erzählt Nerreter.
Obwohl er sogar noch einen zweiten Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 nachlegte, konnte er mit seinen Teamkollegen am Ende nur einen Punkt mit heimnehmen und deshalb erinnert er sich an seine Tore mit „einem lachenden und weinenden Auge. Es war mehr drin, zumal Röslau ja auch noch eine frühe rote Karte kassiert hat. Und wir brauchen die Punkte im Abstiegskampf“, sagt der 24-Jährige, der schon wieder voll im Spielmodus ist.
Er weiß aber auch, dass in der aktuellen Situation nicht nur „von allen ein besonderes Verantwortungsbewusstsein erwartet wird“, sondern vor allem auch vom Team hinter dem Team beim Landesligisten und auch bei allen anderen bayerischen Fußballvereinen viel erwartet und geleistet wird. „Die ganzen Leute im Verein betreiben einen riesen Aufwand, dass es wieder möglich ist, zu spielen. Dafür sind wir Spieler und das ganze Trainer- und Funktionsteam auch sehr dankbar. Und am Ende bin ich natürlich einfach froh, mit meinen Toren der Mannschaft geholfen zu haben und meinen Teil dazu beizutragen, dass wir möglichst unsere gemeinsamen Ziele erreichen.“
„Ligapokal hat für jeden Amateurfußballer seinen Reiz und Charme“
Nur fünf Minuten nach Nerreters Treffer fiel ein weiteres besonderes Tor. Schütze diesmal: Lucas Schraufstetter, ebenfalls Mittelfeldspieler, aber ein Jahr älter als Markus und natürlich ein anderer Klub. Schraufstetter geht für den Regionalligisten VfB Eichstätt auf Torejagd, im achten Jahr. Aber dieses Mal ist alles anders. Nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch der Wettbewerb. Es ist der erste Spieltag im neu geschaffenen Ligapokal. Und Schraufstetter erzielte in der siebten Spielminute im Heimduell gegen die Reserve des 1. FC Nürnberg das 1:0. „Mir war bis jetzt gar nicht bewusst, dass es ein besonderes Tor war“, erzählt er. Kein Wunder, denn er wusste bis zum Anruf nicht, dass es das erste Tor bei der Premiere des Ligapokals der Regionalligisten war. Dass es ein besonderer Wettbewerb ist, war ihm hingegen klar. „Über den Ligapokal kann man zum einen im Toto-Pokal schnell sehr weit kommen und zum anderen sogar direkt den Sprung in den DFB-Pokal schaffen. Ich hatte das Glück, mit dem VfB Eichstätt im DFB-Pokal gegen Hertha BSC Berlin zu spielen. Das ist das bisher herausragendste Spiel meiner Fußballkarriere gewesen, ein sensationelles und einzigartiges Erlebnis. Von daher hat der Ligapokal für jeden Amateurfußballer seinen Reiz und Charme, denke ich“, erzählt er.
Aber auch ohne dieses Tor wäre der vergangene Samstag anders als alle anderen Spiel-Samstage in Erinnerung geblieben. „Natürlich war die Vorfreude eine andere nach der langen Spielpause. Beim Tasche packen war da schon ein anderes Kribbeln, eine andere Anspannung. Ich hatte noch nie eine so lange Spielpause und wenn es dann wieder um was geht – das ist natürlich schon was anderes, als Training oder ein Testspiel“, erzählt Schraufstetter weiter. Da unterscheidet sich der Regionalliga-Spieler Schraufstetter nicht vom Landesliga-Kicker Nerreter. Und auch nicht bei der Bewertung der Leistung der Vereinsverantwortlichen. „Ich bin jetzt schon so lange beim Klub dabei, kenne jeden einzelnen persönlich. Wir sind ja trotz Regionalliga ein eher kleiner Klub. Alle gehen einem Beruf nach. Den Spielbetrieb unter diesen Bedingungen und Vorschriften möglich zu machen, ist schon ein eminenter Aufwand“, sagt Schraufstetter und zollt den Vereinsverantwortlichen Respekt.