Ex-Nationalspieler Sandro Wagner (35) steht bei seiner ersten Station als Cheftrainer vor einem großen Erfolg. In den beiden Playoff-Spielen um den Aufstieg gegen den Nordost-Titelträger FC Energie Cottbus entscheidet sich, ob der SpVgg Unterhaching als Meister der Regionalliga Bayern auch die Rückkehr in die 3. Liga gelingt. Für Wagner sind es die beiden letzten Partien als Haching-Trainer.
BFV.de hat bei der Pressekonferenz vor dem Hinspiel am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live bei MagentaSport sowie im RBB und als Livestream bei BR.de) in Cottbus mitgeschrieben.
Sandro Wagner über…
…die Gefühlslage: Wir gehen mit absoluter Vorfreude in das Spiel. Wir haben so viel gearbeitet und uns im Prinzip schon während der gesamten Saison auf diese Duelle vorbereitet. Wir wollten unbedingt Meister werden, um dann noch zwei Spiele gegen den Meister der Regionalliga Nordost zu haben. Wir bereiten uns mittlerweile seit sechs, sieben Wochen auf das Hinspiel vor. Zunächst haben wir uns sowohl auf Energie Cottbus als auch auf Rot-Weiß Erfurt gleichwertig vorbereitet. Seit zehn Tagen haben wir nur noch Cottbus im Kopf und die Abläufe und Details entsprechend angepasst.
…den Gegner FC Energie Cottbus: Ich habe allerhöchsten Respekt vor Energie Cottbus. Die Regionalliga Nordost ist eine brutale Liga, in der ein sehr körperlicher Fußball gespielt wird. Die Konkurrenz ist mit zahlreichen Traditionsvereinen groß. Cottbus hat eine gute Altersstruktur in der Mannschaft.
…seinen Trainerkollegen Claus-Dieter "Pele" Wollitz: Als junger Spieler während meiner Zeit beim MSV Duisburg habe ich mehrmals gegen ein von ihm betreutes Team gespielt. Ich mag ihn als Typen, auch wenn wir uns nicht näher kennen. Unsere Wege haben sich sonst nicht gekreuzt. Er ist im Fußball ein bekannter Name und ist mir mit seiner großen Erfahrung als Trainer weit voraus.
…das Stadion der Freundschaft: Das wird ein absolutes Highlight-Spiel für uns. Energie Cottbus hat krasse Fans, die für eine phantastische Stimmung sorgen. Ich hoffe, dass es im Stadion so laut wie möglich wird. Wir freuen uns darauf.
…die personelle Lage: Stephan Hain, Viktor Zentrich und Maurice Krattenmacher fallen aus. Selbst, wenn uns nur elf Spieler zur Verfügung stehen würden, gibt es für diese beiden Spiele aber keine Ausreden. Wir wollen unbedingt gewinnen und fahren hungrig nach Cottbus.
…die Situation der Aufstiegsspiele: Ich habe noch keine vergleichbaren Erfahrungswerte gesammelt. Daher kann ich nur schwer bewerten, ob es ein 50:50-Spiel sein wird. Allerdings hätte vermutlich auch kaum einer im Vorfeld gedacht, dass sich der VfB Stuttgart im Hinspiel der Relegation zur Bundesliga 3:0 gegen den Hamburger SV durchsetzt oder dass in der Relegation zur 2. Bundesliga Arminia Bielefeld beim SV Wehen Wiesbaden 0:4 verliert. Wir werden alles investieren, um uns auf dem Platz einen Vorteil zu erarbeiten. Wir legen uns zunächst einen Plan für die ersten 45 Minuten in Cottbus zurecht. Und in der Halbzeit machen wir einen neuen.
…den möglichen Aufstieg: Unser im Sommer erklärtes Ziel war es, innerhalb von drei Jahren in die 3. Liga aufzusteigen. Da wir schon jetzt diese große Chance bekommen, haben wir nicht den allergrößten Druck. Die aktuell noch offene Zugehörigkeit der Spielklasse macht es für den Verein nicht einfach, die nächste Saison zu planen. Die Ligen beginnen an unterschiedlichen Wochenenden. Auch die Vertragssituation mancher Spieler hängt mit dem Ausgang der Aufstiegsspiele zusammen. Wir haben alles versucht, um die in den zurückliegenden Wochen und Monaten aufgekommenen Themen bestmöglich von den Spielern fernzuhalten. Die Mannschaft hat einen besonderen Geist, gegen Widerstände ankämpfen zu können. Wir arbeiten nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern machen auch viel für den Kopf.
…seinen bevorstehenden Abschied: Ich bin schon ein wenig traurig, dass ich die SpVgg Unterhaching verlassen werde. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwerfällt. Ich habe hier viele coole Beziehungen aufgebaut. Ich bin daher schon wehmütig, dass es meine letzte Woche als Trainer in Haching ist. Das war aber auch eine bewusste Entscheidung von mir. Wir werden sicherlich auch in Kontakt bleiben. Ich bin froh, dass ich schon so früh in meiner Trainerkarriere so eine enge Beziehung erleben durfte.
…seine Zukunft: Für mich war diese Saison das anstrengendste Jahr meines Lebens. Meine Familie hat in den zurückliegenden Wochen und Monaten auf vieles verzichtet. Am Montag habe ich in Frankfurt meine Abschlussprüfung für die A-Lizenz. Abends werde ich dann beim Länderspiel zwischen Deutschland und der Ukraine in Bremen sein, bevor es dann am Dienstag in den Urlaub nach Italien geht. Beim Abschalten kommen mir bestimmt noch einmal gute Gedanken, was ich machen will. Eigentlich war es mein Wunsch, ein Jahr lang zu hospitieren. Ich gehe die Frage, was ich als Nächstes machen werde, aber entspannt an.
Aufgezeichnet von: Dominik Dittmar/MSPW