Mit gerade einmal 29 Jahren schon Trainer in der 4. Liga: Fabian Adelmann, bisheriger Erfolgstrainer beim Bayernliga Nord-Spitzenreiter ATSV Erlangen, wird zum 1. Januar Nachfolger von Esad Kahric beim FC Memmingen in der Regionalliga Bayern. Der frühere Co-Trainer des 1. FC Nürnberg soll die Allgäuer vor dem Abstieg bewahren. Im BFV.de-Interview spricht Adelmann über den schnellen Wechsel und Ziele mit Memmingen.
Nach nur zwölf Spielen verlassen Sie den ATSV Erlangen in Richtung Memmingen. Wie kommt es zum schnellen Wechsel, Herr Adelmann?
Fabian Adelmann: Vor meiner Zeit in Erlangen war ich sechs Jahre als Trainer beim 1. FC Nürnberg tätig - fünf Jahre davon hauptberuflich. Eigentlich hatte ich bereits für den Sommer wieder eine hauptberufliche Trainertätigkeit angestrebt. Leider ergab sich aber vorerst nichts. Da ich nicht vereinslos bleiben wollte und Kontakte nach Erlangen hatte, nahm ich die Möglichkeit wahr, vorerst nebenberuflich beim ATSV als Cheftrainer zu arbeiten. Gleichzeitig war klar, dass ich weiterhin auf der Suche nach einem Vollzeitjob als Coach bin. Ich hätte aber sicher nicht damit gerechnet, dass es schon so schnell klappt. In Memmingen erhalte ich die Chance, mein Hobby wieder vollständig zum Beruf zu machen.
Mit Erlangen wahren Sie extrem erfolgreich - zehn Siege aus zwölf Partien und der Sprung an die Tabellenspitze können sich sehen lassen. War eine so starke Hinserie in der Bayernliga Nord zu erwarten?
Adelmann: Als ich das Team Ende August auf Platz acht übernahm, wusste ich bereits, dass die Mannschaft mehr Qualität besitzt, als der Tabellenplatz damals aussagte. Ich kannte viele Spieler schon und war davon überzeugt, dass wir einige Plätze klettern werden. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass es so schnell so gut läuft und wir jetzt sogar als Tabellenführer in die Winterpause gehen.
Wie schwer ist es für Sie, eine intakte Mannschaft mitten im Aufstiegsrennen zu verlassen?
Adelmann: Der Abschied vom Team fiel mir definitiv nicht leicht. Zwar war ich nur drei Monate da, aber im Fußball knüpft man schnell enge Kontakte. Außerdem lief es sportlich klasse. Rational betrachtet muss ich aber sagen, dass der Wechsel Sinn macht. Der ATSV Erlangen ist ein toller Klub und ich wünsche ihm viel Erfolg im Aufstiegsrennen. Aber der FC Memmingen spielt seit Jahren auf einem höheren Niveau in der Regionalliga Bayern. Beim FCM habe ich die Chance, professioneller zu arbeiten und mich als Trainer noch besser weiterzuentwickeln.
Wie hat das Team Ihre Entscheidung aufgenommen?
Adelmann: Die Spieler waren überrascht und zunächst sicher auch ein wenig schockiert. Schließlich sprach nach unserer erfolgreichen gemeinsamen Zeit aus ihrer Sicht nicht viel dafür, dass sich unsere Wege so schnell wieder trennen. Mittlerweile erhalte ich aber auch mehr und mehr Rückmeldungen von Spielern, dass sie meine Entscheidung - nüchtern betrachtet - nachvollziehen können und verstehen, dass Erfolg nun einmal Begehrlichkeiten weckt. Das gibt mir ein besseres Gefühl.
In Memmingen geht es für Sie jetzt statt um den Aufstieg in die Regionalliga Bayern gegen den Abstieg in die Bayernliga. Wie groß wird die Umstellung für Sie sein?
Adelmann: Nicht sehr groß, denke ich. Bei der U 21 des 1. FC Nürnberg war ich bereits Co-Trainer und auch Chefcoach, kenne mich daher in der Regionalliga Bayern gut aus. In Memmingen ist die Situation ähnlich wie zu meinem Start in Erlangen: Das Team verfügt über deutlich mehr Potential, als es bisher gezeigt hat. Entsprechend verfolge ich auch mit dem FCM in der Rückserie das Ziel, in der Tabelle noch ein paar Plätze gut zu machen.
Mit erst 29 Jahren gehören Sie zu den jüngsten Regionalligatrainern. Allerdings muss man festhalten, dass Sie bereits seit mehr als sieben Jahren im Trainergeschäft tätig sind. Schon mit 22 Jahren waren Sie Co-Trainer bei der U 17 des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. Wie kam es zum frühen Trainereinstieg?
Adelmann: Leider haben mich zwei schwere Verletzungen daran gehindert, selbst weiter Fußball zu spielen. Bereits in jungen Jahren musste ich mit einer Knochenabsplitterung im Fußgelenk und einem Kreuzbandriss kämpfen. Zwar wäre ich nie Profi geworden. Aber in der Bayernliga hätte ich schon ganz gerne einige Jahre gespielt. Das war durch die Verletzungen aber nicht möglich. Dadurch habe ich früh als Trainer angefangen und schnell Lizenzen erworben. Mit 25 Jahren hatte ich dann bereits meine A-Lizenz.
Was erhoffen Sie sich persönlich vom Schritt nach Memmingen und welche Ziele verfolgen Sie im Trainergeschäft?
Adelmann: Ich möchte langfristig als Trainer hauptberuflich mein Geld verdienen. Der Job bereitet mir Tag für Tag riesigen Spaß, ich bin mit Leib und Seele Trainer. Memmingen ist jetzt meine zweite Station als Cheftrainer im Herrenbereich, bei der ich noch einmal viel lernen möchte. Außerdem peile ich an, so bald wie möglich die Ausbildung zum Fußball-Lehrer zu absolvieren. Allerdings bin ich mir bewusst, dass das nicht einfach sein wird. Schließlich wurde die Teilnehmerzahl pro Lehrgang zuletzt von 24 auf 16 reduziert.
Und nach dem Fußball-Lehrer geht es dann zurück nach Nürnberg?
Adelmann: (lacht) Wie Sie wissen, ist der Fußball sehr schnelllebig. Es kann immer viel passieren. Klar ist, dass der FCN mein Herzensverein ist und ich dort viele schöne Jahre hatte. Falls es irgendwann die Chance gibt, wieder als Trainer in Nürnberg zu arbeiten, würde ich mir zumindest intensiv Gedanken darüber machen. Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf eine spannende und hoffentlich erfolgreiche Zeit in Memmingen.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW