Ist die Saison im Gange, bleibt Trainer*innen kaum Zeit, einmal wirklich ausführlich am eigenen Konzept zu feilen. Der nun bevorstehenden, längeren Winterpause ließe sich so also durchaus auch etwas Positives abgewinnen – wenn man die Zeit richtig nutzt.
Wie wäre es damit, die eigene Spielphilosophie auch einmal schriftlich niederzulegen? Oder einen kleinen Katalog über die Spielzüge der Mannschaft zu erstellen? In Zusammenarbeit mit der Sportlichen Leitung lässt sich zudem hervorragend auch an der Vereinsphilosophie arbeiten, ein Jugendkonzept erstellen und vieles mehr! Wenn man dazu doch bei all dem Alltagsstress zwischendurch auch mal Zeit hätte!
Spätestens in Zeiten der Coronakrise gilt letzteres Argument nun aber wirklich nicht mehr. Der Spielbetrieb ruht nun erstmal überall im Freistaat und gerade jetzt dürften die Trainer genau hierfür nun Zeit haben. Will ich mit meinem Team wirklich mit Viererkette spielen? Oder bietet sich nicht vielmehr eine Dreierkette an? Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, die sich der Trainer stetig vor Augen führen sollte – vor allen Dingen auch bei den C-Junioren, die gerade erst ihre ersten Erfahrungen auf dem Großfeld sammeln.
Sobald man sich über die Grundausrichtung im Klaren ist, gilt es, die eigene Spielphilosophie weiter auszudifferenzieren. Als Beispiel hierzu dienen Überlegungen des SV Babelsberg 03: Wie soll dein Team gegen einen geordneten Gegner agieren? Wie gegen einen ungeordneten? Was passiert, wenn dein Team wirklich einmal den Ball verlieren sollte? Wie verhält sich die Mannschaft gegen den Ball? Und wie schaltet sie nach einem Ballgewinn auf Angriff um?
Bei geordnetem Gegner:
Bei ungeordnetem Gegner:
Umschalten bei Ballverlust:
Gegnerischer Ballbesitz:
Umschalten bei Ballgewinn:
Hat der Trainer ein klares Bild davon, wie er sich seine Mannschaft vorstellt und stimmt diese mit den Zielen des Vorstandes überein, so bietet es sich an, die Überzeugungen auch teamübergreifend für alle festzuhalten. Die Frage nach dem Selbstbild des Vereins stellt sich an allen Ecken und Enden: Steht die Erfolgsorientierung im Mittelpunkt? Wie will man diese Ziele erreichen? Oder: Ist viel mehr die Geselligkeit Trumpf? Auf solche Fragen gibt es keine Standardantworten! Vielmehr sind diese Teil eines Prozesses, indem sich die Vereinsverantwortlichen selbst hinterfragen: "Was für ein Verein wollen wir sein?"
Der Kirchheimer SC aus Ostbayern hat dies beispielhaft getan. Das Angebot für die Mitglieder ist sehr vielfältig, da jede*r auf seine Kosten kommen soll. In der Fußball-Abteilung gilt: Mit einem breit aufgestellten Konzept sollen vom Hobby- bis zum Leistungsfußballer alle zufriedengestellt werden. Dabei stehen der Spaß und die Freude am Spiel immer im Vordergrund. Abgeleitet aus den grundlegenden Strategien des Vereins und der Fußball-Abteilung ist so ein gemeinsamer Gedanken entstanden:
"Erfolgreiche Jugendarbeit bedeutet für uns, den Vereinsgedanken mit einem qualifizierten Training für alle Könnensstufen zu verbinden", berichtet Mario Himsl, Fußballlehrer und Sportlicher Leiter Junioren. Das Motto lautet: Wenn die Kinder gut trainiert werden und sie und ihre Eltern sich wohl fühlen, wird man das auch auf dem Platz sehen. Dabei wollen sich die Vereinsverantwortlichen des Kirchheimer SC nicht an Tabellenplatzierungen messen, sondern an den Fortschritten im Spiel sowie am Feedback der Eltern und Spieler.
Eine besondere Herausforderung wird es sein, nach der Coronakrise neue Sponsoren für den Verein zu generieren. Auch hierfür bedarf es eines ausgeklügelten Konzeptes. An einem solchen müssen sich im Verein mehrere Personen beteiligen, da hier häufig auch mehrere Verantwortungsbereiche tangiert sind. Sich mit mehreren zu treffen, war in Zeiten von Corona nicht unbedingt möglich. Doch was auch für das Team-Meeting eine Möglichkeit ist: In Online-Konferenzen lassen sich hervorragend Zuständigkeiten absprechen und so nach und nach ein Konzept entwerfen – zumal dieses viele Punkte umfassen sollte:
1. Eigenanalyse: Analyse der vereinsinternen Sponsoring-Situation
2. Konkurrenzanalyse: Analyse der Wettbewerber im Bereich Sponsoring
3. Kundenanalyse: Analyse der Bedürfnisse bestehender und potenzieller Sponsoren
4. Umfeldanalyse: Analyse von Umfeldtrends, die sich auf das Sponsoring auswirken (z. B. eSports)
Unique Selling Proposition (USP) – Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten: Wodurch hebt sich das eigene Sportangebot gegenüber der Konkurrenz ab?
Beispiele: Qualität der Kinder-/Jugendarbeit im Sportverein; soziales Engagement des Vereins über den Sport hinaus; Kooperation mit Kindergärten/Schulen und/oder Senioreneinrichtungen
Idealerweise stellt sich eine Win-Win-Situation ein. Sponsoring-Einnahmen können beispielsweise auch in Werbemaßnahmen zur Mitgliedergewinnung investiert werden.
Reichweiten ermitteln: Wie viele Personen erreiche ich über welches Kommunikationsinstrument?
Selbstbewusst sein! Sponsoring ist kein Betteln um Spenden, sondern ein klar definierter Mehrwert für Unternehmen!
1. Aufwärm-/Kennenlernphase: Was bisher geschah...
2. Präsentation des Vereins
3. Schnittpunkte von Unternehmen und Verein erörtern: Kreativ sein! Angebote und Maßnahmen entwickeln sich im Amateurfußball oftmals durch den gemeinsamen Austausch.
4. Fahrplan zum weiteren Vorgehen festlegen!
Wer also immer noch ein bisschen Zeit zur Verfügung hat, der kann diese ruhig in seinen Verein und dort in die Erarbeitung dringend benötigter Konzepte investieren. Ist sich ein Verein schließlich darüber bewusst, was ihn und seine Mannschaften auszeichnet und sind diese Kriterien auch fest verankert, so fällt ein entsprechendes Qualitätsmanagement deutlich leichter. Jeder weiß dann, wie er sich bestmöglich einbringen kann.