Elf Freund*innen? Die gibt es auch im Amateur- und Juniorenbereich nicht (mehr) – von Ausnahmen abgesehen. Zwar sitzen manche Mannschaften nach dem Training oder Spiel noch einige Zeit zusammen, einige Spieler*innen unternehmen auch privat gemeinsam etwas, doch in der Regel laufen alle recht schnell auseinander. Das muss aber nicht heißen, die Mannschaft sei kein Team!
Ein Team ist eine Gruppe von Individuen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen und der Überzeugung sind, dass das Erreichen des Ziels wahrscheinlicher wird, wenn die Mitglieder*innen Teilaufgaben übernehmen, zusammenarbeiten und ihre Stärken einbringen. In der Praxis – egal ob im Beruf oder im Sport – funktioniert das nicht immer. Oft gibt es Zielkonflikte, wenn etwa Teammitglieder*innen unterschiedliche (egoistische) Ziele verfolgen, die mit dem Gesamtziel nicht harmonieren (z. B. der Torjäger, der nicht abspielt). Auch durch Gruppendruck können Leistungshemmnisse entstehen (Angst vor Sanktionen bei Fehlern) oder es wird durch Ausgrenzung der Gruppenzusammenhalt gemindert.
Harmonie wirkt leistungsfördernd und in einer harmonischen Gruppe wächst das Wohlbefinden. Doch Zusammenhalt ist nicht gleich Zusammenhalt, vor allem nicht im Fußball mit seinem Kampf um begrenzte Ressourcen – nämlich den elf zu vergebenden Startplätzen. Schließlich ist ein reines Zusammenstehen durch gemeinsames Erleben und Freundschaft noch kein Garant für gemeinsame Leistung und Effektivität! Bei Letzterem gelten alle Anstrengungen dem gemeinsamen Ziel, persönliche Interessen und das Ego werden zurückgestellt.
Unter gewissen Voraussetzungen sind Spieler*innen erfahrungsgemäß durchaus bereit, im Spiel und im Training zusätzliche Wege zu gehen. Wichtig ist, dass sie sich mit dem Team identifizieren und gute Beziehungen zu den Mitspieler*innen bestehen. Und wenn wenig Ängste und positive Stimmung vorhanden sind, sind die Voraussetzungen für Weiterentwicklung und Leistungssteigerung gegeben.
Der erste Schritt zum Teamgeist liegt folglich darin, einen sozialen Zusammenhalt zu erzeugen. Diesen erreicht man zunächst ganz simpel durch Vertrautheit, Sympathie und Zielübereinkunft. Es geht also in erster Linie darum, Kommunikation und Kontakt herzustellen. Das müssen nicht gleich spektakuläre Aktionen sein wie ein Floßbau mit Wildwasserfahrt, ein Hochseilparcours o.ä.! Kommunikation und Kontakt erreicht man auch durch Minigolf, gemeinsames Kochen, einen Stadionbesuch oder einen Gemeinschaftsabend. Um den Zusammenhalt begleitend zu pflegen, sind solche Aktionen in etwa alle sechs bis acht Wochen sinnvoll.
Im nächsten Schritt gilt es, ein ‘Fußball-Team’ zu werden. Um diesen Zusammenhalt zu entwickeln, bedarf es entsprechender Ziele, Werte und Regeln, nach denen sie verfolgt werden sollen. Bei der Festlegung von Zielen gilt zu beachten, dass diese stets eindeutig bestimmt sein sollen. Also keine schwammigen Aussagen wie: „Wir müssen unsere Standards verbessern“, sondern präzise formulierte, messbare und in einem überschaubaren Zeitraum umsetzbare Absichtserklärungen wie:
Während die beiden erstgenannten Ziele der oder die Trainer*in vorgibt, ist das dritte eines, das vor allem aus der Mannschaft kommen und von der Mehrzahl der Spieler*innen ‘unterschrieben’ werden sollte. Ein weiterer wichtiger Punkt für das Teambuilding ist die Erzeugung einer eigenen Identität, z. B. durch bestimmte Rituale wie Musik zur Einstimmung, einen Teamspruch oder gemeinsame Werte (1 Team – 1 Ziel, 100 Prozent Einsatz, ‘Never give up’, etc.), die vor jedem Spiel sichtbar in der Kabine platziert werden.
Für die Zusammenarbeit in einem Team sind verbindlich fixierte Regeln zum Umgang miteinander, mit dem Gegner, Schiedsrichter, Zuschauer, Fehlen bei Training und Spiel von großer Bedeutung. Auch dieser Regelkanon wird einschließlich möglicher Sanktionen für den Fall einer Regelverletzung gemeinsam definiert. Die Schlüsselrolle hat auch hier der oder die Trainer*in: Konsequenz ist von eminenter Bedeutung. Dem Leistungsträger einen Regelverstoß zuzugestehen und einem schwächeren Spieler nicht, kann sich fatal auf das Team auswirken. Vertrauen wird durch nichts mehr erschüttert als durch ungerechte Behandlung.
Teambuilding ist ein permanenter Prozess, den der oder die Trainer*in zu Saisonbeginn initialisiert und immer wieder anstößt. Geeignet ist ein Mix aus fußballfremden Aktivitäten und ins Training integrierte Übungen auf Basis gemeinsamer Ziele, Regeln und Werte.