Willst du jetzt wirklich aufhören? Wie kann denn das sein? Der Fußballverband ohne dich und du ohne den BFV … geht das überhaupt? Und was machst du mit der ganzen Zeit, die du dann zur Verfügung hast? Das alles sind Fragen, mit denen ich mein heutiges Gegenüber bestürme. Warum? Ich kenne Reinhold Mießl seit Jahrzehnten, schon in der Vereinsarbeit sind wir uns begegnet bei „heißen Derbys“ seines TSV Täfertingen gegen meinen BSC Heretsried in grauer Vorzeit. So ist es doch vorrangig, den Kreis-Spielleiter des Fußballkreises Augsburg zuerst nach seinem Werdegang zu fragen.
Reinhold Mießls Bezug zum Fußball begann 1964 als Jugendspieler beim TSV Täfertingen. Dort und beim TSV Kriegshaber verbrachte er seine aktive Fußballzeit, bis 1974 bei den Junioren, dann bis 1996 in den verschiedenen Herren- und Seniorenmannschaften. Der heute 66-Jährige hat also 32 aktive Jahre in den Fußballerbeinen … fast die Hälfte seines Lebens! „Dafür läuft er eigentlich noch erstaunlich aufrecht und mühelos,“ geht es mir durch den Sinn. Daneben konnte man ihn bereits sehr früh, nämlich mit 21 Jahren, für das Ehrenamt gewinnen. Angesprochen auf diese Tatsache bekomme ich eine der Antworten, die zu meinem überschäumenden Wissensdurst in Bezug auf das kommende Ende seiner Funktionärskarriere passen: „Wenn jeder so lange ein Ehrenamt bekleidet, dann wird’s im Fußball schon weitergehen!“ Immerhin sind bis heute 45 Jahre zusammengekommen.
Seine ehrenamtliche Laufbahn begann das in Neusäß lebende „Urgestein“ 1976 als Jugendtrainer beim TSV Kriegshaber und hier zeigte sich auch schon früh sein großes Anliegen, den Jugendfußball zu unterstützen und am Laufen zu halten. Ab 1985 war der verheiratete Vater einer Tochter acht Jahre in Doppelfunktion beim TSV Kriegshaber tätig, Jugendbetreuer und Jugendleiter, später Jugendbetreuer und Abteilungsleiter. Dann stand ein Umzug an und Reinhold Mießl fand sich 1994 beim TSV Täfertingen wieder, wo er die nächsten 18 Jahre als Jugendleiter arbeitete.
Zwei Jahre später, 1996, brachte ihm die bereits früher entstandene Freundschaft zu einem anderen mutigen Streiter für die Fußballjugend zum Verband. Der langjährige schwäbische Bezirksjugendleiter Fritz Glück heuerte ihn als Jugendspielleiter an. Wieder zeigte Reinhold Mießl Durchhaltevermögen und Kontinuität im Amt, insgesamt 12 Jahre arbeitete der Diplom-Verwaltungsfachwirt in dieser Funktion im Jugendkreis Augsburg. Dann kam das Jahr 2012. Ich war damals Kreisvorsitzender im Fußballkreis Augsburg und – bedingt durch eine personelle Notsituation im Bereich der Herren-Spielleiter – stand JGSL Mießl ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich weiß heute noch, wie ich damals dachte: „Wenn das der Glück Fritz erfährt, dann gute Nacht!“ Aber ich hatte mich gründlich getäuscht. Der Jugendkreis Augsburg, allen voran Fritz Glück, unterstützten das dringliche und wichtige Anliegen und so wurde Reinhold Mießl Spielgruppenleiter der Herren im Augsburger Nordwesten, wo er sich auskannte wie in seiner Westentasche.
Wieder zwei Jahre später wählten die Vereine 2014 den Kenner der Szene zum Kreis-Spielleiter, 2017 übernahm er zusätzlich und ebenfalls in einem personellen Engpass für ein knappes Jahr den Posten des Bezirks-Spielleiters. Damit hatte er die Spielleitertätigkeit in allen ihren Facetten kennengelernt. Zusätzlich bewies Reinhold Mießl sein Organisationstalent, als er 2021 als kommissarischer Kreisvorsitzender dem Verband ein weiteres Mal aushalf.
Insgesamt gesehen ist unser Augsburger Kreis-Spielleiter der Meinung, dass ihm das Ehrenamt in seiner persönlichen Entwicklung viel gegeben hat. Er erzählt, dass er in Täfertingen in der Nähe des Sportplatzes wohnte und von dort einmal viel Kindergeschrei hörte. Er ging hinüber und geriet in den Fußball-Grundschul-Wettbewerb, traf dort auf den damaligen Schulleiter und nützte diesen Kontakt, um die Jugendabteilung in Täfertingen neu zu beleben. Zahlreiche Menschen hat er kennengelernt, jahrzehntelange Freundschaften wie zum Beispiel die mit Fritz Glück haben sich daraus entwickelt. Auch mit Kollegen wie Gerhard Kesselring, Kamerad aus Spielleiterzeiten in der Jugend, oder Georg Bucher, langjährigem Spielleiter, telefoniert oder trifft er sich noch heute regelmäßig, die Verbindungen bleiben bestehen. Positiv erwähnt er auch das freundschaftliche Miteinander innerhalb der Funktionärsriege des Bezirks Schwaben.
Priorität für Reinhold Mießl war es in der Verbandsarbeit von Anfang an, Probleme gemeinsam zu lösen, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen. Dass ihm das nicht in allem Fällen gelungen ist, bedauert er. So konnten nicht immer alle Wünsche der Vereine erfüllt werden, bei Umgruppierungen mussten manchmal unpopuläre, jedoch sachlich notwendige Entscheidungen getroffen werden. Auch die Arbeit im Verbands-Spielausschuss war wegen der weiten Fahrten eine Herausforderung. Dennoch überwiegen im milden Licht der Erinnerung positive Erlebnisse und erfreuliche Gegebenheiten. Dass das so war, geht sicher auch auf das Konto von Ehefrau Karin, die selbst aus einer Sportlerfamilie kommt, immer mit auf dem Sportplatz war und für die eine Unterstützung der Verbandsarbeit selbstverständlich war.
Als Herzensangelegenheit gibt Reinhold Mießl denen, die in Vereinen und Verband weiterarbeiten mit auf den Weg, den Mitgliederschwund im Jugendbereich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vor allem die Altersjahrgänge von 14 – 19 müssten dabei berücksichtigt werden. Das ist der Unterbau der kommenden Jahre und der ist notwendig für den Weiterbestand der Vereine, die nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch gesellschaftlich einen eminent wichtigen Beitrag zum Zusammenleben der Menschen in unserem Land leisten.
Und so kommen wir am Ende des Gesprächs doch noch zu meinen Fragen rund ums Aufhören. Reinhold Mießl gesteht, dass nach 26 Jahren Verbandsarbeit der Akku geleert ist: „Man ist nervlich nicht mehr so belastbar und die Problematiken, Veränderungen und Beschwerlichkeiten der letzten Zeit, auch im Hinblick auf die Pandemie, fordern ihren Tribut.“ Als ich aber frage, ob er die dann übrige Zeit schon mit etwas anderem verplant habe, entgegnet er schon wieder mit einem lachenden Augenzwinkern: „Momentan ist nichts geplant, aber man soll ja nie „Nie“ sagen!“