Vor geraumer Zeit haben die schwäbischen Schiedsrichter den bisherigen Obmann der Schiedsrichtervereinigung Augsburg, Thomas Färber, als Bezirks-Schiedsrichterobmann (BSO) gewählt. Laut Satzung muss diese Wahl noch vom anstehenden Bezirkstag bestätigt werden. Der BSO hat dann das Recht, seine Mitarbeiter des Bezirks-Schiedsrichterausschusses (BSA) vorzuschlagen. Thomas Färber will in der Legislaturperiode 2022 – 2026 im BSA mit Paul Birkmeir (Einteilung), Sarah Hofmann (Kommunikation), Helmut Urban (Lehrwesen) und Jan Erik Wild (Beobachtungswesen) zusammenarbeiten.
Es ist ein schöner, aber kalter Tag im März, an dem ich im Rahmen des Formats „… im Gespräch mit Gabi Ott“ zu meiner heutigen Interviewpartnerin Sarah Hofmann ins Ostallgäu fahre. Sarah kommt ursprünglich aus Oberbayern und wohnt jetzt in Lamerdingen, wo sie sich auch dem heimischen FSV angeschlossen hat. Ich freue mich schon auf den Besuch und das hat gleich mehrere Gründe. Zunächst will ich natürlich das neue Gesicht im BSA kennenlernen und darüber hinaus interessiert mich die Person Sarah Hofmann sehr, weil sie eine für mich sehr interessante berufliche Ausbildung hat. Aber dazu später.
Als ich klingle, öffnet mir Sarah mit dem Nachwuchs auf dem Arm. Der kleine Sonnenschein Elias ist sechs Monate alt und komplettiert die Familie der Schiedsrichterin und des ehemals aktiven Fußballers Christian. Bei einem Kaffee erzählt die 30-Jährige die für mich fesselnde Geschichte ihres privaten, sportlichen und beruflichen Werdegangs, in der Pläne, erreichte Ziele und einige für den Fußball-Bezirk Schwaben wirklich glückliche Zufälle eine große Rolle spielen.
Sarah kommt aus Rott am Lech, einem Ort südwestlich des Ammersees. Dort beginnt für die damals Siebenjährige ihre fußballerische Laufbahn zuerst bei den Jungs, dann in der Mädchenmannschaft. Da spielt sie bis zur U17, dann löst sich das Team auf. Die nun 16-Jährige entscheidet sich im Jahr 2008 für eine Laufbahn als Schiedsrichterin. Daneben gehört sie beim TSV Rott immer zum Kader, wenn der Verein eine Frauenmannschaft melden kann. Dass Sarah sich auch als Frauen-Abteilungsleiterin engagiert und zeitweise als Trainerin eine Mädchenmannschaft betreut, bringt ihr neben Ausbildung und Beruf zwar eine hohe Belastung, aber auch Erfahrungen in allen Bereichen des Fußballs. Mit einem Augenzwinkern merkt sie an, dass für ihr Amt als Trainerin der B-Mädels auch zwei im Team spielende Schwestern – insgesamt hat sie vier – ein nicht unerhebliches Argument waren. Mit 24 Jahren kommt für das Multitalent dann die Erkenntnis: Alle Jobs sind zu viel, sie muss sich entscheiden … und sie wählt die Schiedsrichter-Tätigkeit. Vor der Unterbrechung des Spielbetriebs aufgrund der Pandemie und vor der Babypause pfeift sie Spiele bis zur Bezirksliga bei den Herren (Assistenz bis Bayernliga) und bis zur Frauen-Regionalliga (Assistenz bis zur 2. Frauen-Bundesliga).
Mittlerweile hat Sarah erst eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht, einen folgenden Studiengang Druck- und Medientechnik in München abgeschlossen und vor der Elternzeit als technische Redakteurin gearbeitet. Durch ihren Umzug ins Eigenheim nach Lamerdingen wechselt sie 2021 von der Schiedsrichtergruppe Schongau in die Schiedsrichtergruppe Südschwaben und damit den Bezirk. Die Fahrtstrecken zu den Spielen sind jetzt kürzer und ich stelle mit viel Sympathie fest, dass unser neues BSA-Mitglied sich nach der langen Pause jetzt richtig auf ihre Einsätze als Schiedsrichterin freut
Sarah hat so viel erzählt, ich habe so viele Infos bekommen, dass ich fast zu fragen vergessen hätte: „Und wie kommst du dann eigentlich auf die Vorschlagsliste für den BSA?“ Das ist einer der eingangs erwähnten glücklichen Zufälle, denn der neue BSO Thomas Färber wohnt auch in Lamerdingen, beide Familien haben kleine Kinder und so hat man sich wirklich rein zufällig kennengelernt. Dazu kommt, dass der BSO für seinen Ausschuss einen Fachmann – in diesem Fall natürlich eine Fachfrau – für den Bereich Kommunikation sucht. So passen Sarah und der Bezirk Schwaben zueinander wie ein Fußball und das Tor. Aus der Sicht einer Schiedsrichterin ist es für Sarah auch erfreulich, dass es in Schwaben eine nennenswerte Anzahl weiblicher Referees gibt und es deswegen nichts Ungewöhnliches ist, wenn eine Frau zum Bezirksligaspiel bei den Herren anreist.
Angesprochen auf die künftige Arbeit im BSA hat die nun zuständige Frau für den Bereich Kommunikation ganz genaue Vorstellungen. Sie möchte den Schiedsrichter*innen in Schwaben ein neues und einheitliches Bild geben, was sie bereits mit der gründlich durchdachten Erarbeitung eines neuen Logos getan hat. Außerdem zeichnet sie verantwortlich für moderne Kommunikationsformen wie Social Media. Sie hat bereits einen Instagram-Auftritt (schiris.schwaben) erstellt und will sich als nächstes auf facebook und den Internetauftritt der schwäbischen Schiedsrichter auf der BFV-Homepage konzentrieren. Eine zusätzliche Idee, an der sie gerade feilt, ist die Vorstellung der „Schnellaufsteiger“ in die Bezirksliga in diesem Winter. „Medienpräsenz erreichen“, so könnte die Überschrift zu all ihren Bemühungen lauten.
Und noch etwas liegt Sarah am Herzen: Nach der Zeit der Pandemie, in der Schiedsrichter*innen online ausgebildet wurden, als Treffen mit anderen Unparteiischen zu kurz kamen, müssen schleunigst persönliche Kontakte mit den Neulingen geknüpft werden. „Sonst schwindet das Interesse und wir wollen sie doch nicht gleich wieder verlieren!“, so unser neues BSA-Mitglied.
Nach einem sehr positiven Gespräch erzählt Sarah mir am Ende noch, dass sie mit dem kleinen Elias jeden Tag spazieren geht. Der Weg führt die beiden meistens am Sportplatz in Lamerdingen vorbei, ein neu angelegter Platz, der ihr Mut für die Zeit nach Corona macht. Und dann lacht sie: „Wenn beide Eltern dem Fußball verbunden sind, muss der Junior schon mal für die Zukunft das Gelände sondieren.“
Es stellt sich dann nur noch eine Frage: Wird der junge Mann einmal Spieler oder Schiri sein?