Fußball / Kontroverses Thema / Positive Reaktionen zum Kopfballspiel
Das Thema ist nicht neu. Und doch kocht es immer wieder auf: Ein mögliches Kopfballverbot bei Kindern. Seit Anfang 2020 ist es in England, Nordirland und Schottland Kindern unter elf Jahren im Training nicht mehr erlaubt. Studien von renommierten Wissenschaftlern besagen, dass im späteren Alter Schäden auftreten können. Doch der DFB sagt Nein zum Kopfballverbot. Die Reaktion von Jugendtrainern zeigt auch, dass das Kopfballspiel erst ab der D-Jugend im Training teilweise angewendet wird.
„Wir beobachten die Entwicklung, auch die ausländischen Studien, sehr genau“, betont Dr. Christoph Kern. Der schwäbische Fußballbezirkschef sagte gegenüber dem Kreisboten: „Neue Spielformate, kleine Spielfelder bei den Jüngeren und Minitore tragen schon aktuell dazu bei, dass die Bälle flach gespielt werden.“ Das Augenmerk richte sich demzufolge auf Beratung und Schulungsangebote für hirnschonendes Kopfballtraining. Ein Kopfballspiel bei den kleinen Kickern wird beim BSK Olympia Neugablonz generell überhaupt nicht trainiert. „Sie sind zu klein. Die Muskulatur ist auch nicht so ausgedehnt, dass sie überhaupt schon zum Kopfball springen können“, sagt Nachwuchstrainer Ertan Cihan. Primär werden die Kinder später an das Kopfballspiel herangeführt, damit sie sich auch daran gewöhnen können. Insgesamt sieht Cihan dieses Thema eher locker. „Solange wir keine Anweisungen vom Verband erhalten, werden wir keine Änderungen bei uns vornehmen.“ Allerdings sind die BSK-Trainer im Kleinfeldbereich angewiesen, ein gezieltes Kopfballtraining erst ab der D-Jugend zu starten.
Ähnlich ist die Situation bei der SpVgg Kaufbeuren. Selbst hier werden für die Kleinen, von der G- bis zur E-Jugend, altersgerechte und leichte Bälle benutzt. Für Nachwuchschef Levent Karaslan ist diese Diskussion „schon übertrieben“. Denn gerade bei den Kleinen gäbe es überhaupt nicht so viele Kopfballaktionen. Erst ab der D-Jugend werde der Kopfball auch mit ins Training eingebaut. Im Kleinfeldbereich setze man mehr auf Spielformen und den Ball am Fuß, so Karaslan. Obwohl die Haltung vom DFB und BFV klar ist, „müssen wir die medizinische Entwicklung und Forschung zu diesem Thema aber ohne jeden Zweifel weiter genau verfolgen und die Debatte ergebnisoffen führen“, macht Kern deutlich. Der Bezirksvorsitzende halte momentan ein kategorisches Verbot für nicht zielführend.
Stefan Günter