Die Präsidenten der Regional- und Landesverbände im DFB haben am Donnerstag das Thema Gewalt im Amateurfußball in den Mittelpunkt ihrer Sitzung gerückt. Die Konferenz verständigte sich in diesem Rahmen auf gemeinsame Ziele und Maßnahmen, um Respekt, Fair Play, Gewaltfreiheit und das sportliche Miteinander auf Deutschlands Fußballplätzen zu stärken. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Schutz und der Unterstützung der Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen.
Die Verbandspräsidenten sprachen sich nachdrücklich dafür aus, dass Straftaten auf Fußballplätzen stets auch zur Anzeige gebracht und von den zuständigen Behörden konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Ein Wunsch an die Politik ist darüber hinaus, ein bundesweit flächendeckendes Gewaltpräventionsprogramm anzubieten, das von Sportvereinen in Anspruch genommen werden kann.
Darüber hinaus streben die Landesverbände eine Ausweitung ihrer Schulungsmaßnahmen für die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen in Form eines Deeskalationstrainings an. Bereits vorhandene Angebote des DFB und seiner Landesverbände sollen gebündelt, bekannter und leichter zugänglich gemacht werden.
Das Maßnahmenpaket beinhaltet zudem eine Verbesserung der Datenqualität, um ein differenzierteres Lagebild des Amateurfußballs zu erhalten. Dazu sollen unter anderem die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen in den Landesverbänden intensiver geschult werden, die im Amateurbereich die elektronischen Spielberichte ausfüllen und die Aufgabe haben, im DFBnet besondere Vorfälle zu melden. In der vergangenen Saison wurden laut Lagebild Amateurfußball 0,05 Prozent der Fußballspiele in Deutschland wegen eines Gewaltvorfalls abgebrochen. Bei 0,48 Prozent aller erfassten Spiele (6.291 Partien) meldeten die Schiedsrichter eine Störung: bei 0,31 Prozent (3.987) wegen einer Gewalthandlung, bei 0,21 Prozent (2.725) wegen einer Diskriminierung. Das Lagebild der Saison wird jeweils in der Sommerpause unter Leitung der DFB-Sicherheitsabteilung und im Auftrag der AG Fair Play und Gewaltprävention in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen erstellt.
Gefordert sind aus Sicht der Verbandspräsidenten auch die Vereine. Von den Profis bis zur Basis soll verstärkt für Fair Play, Respekt und sportlichen Umgang sensibilisiert werden. Hier ist es an jedem Spieler und jeder Spielerin, jedem Trainer und jeder Trainerin, allen Verantwortlichen in den Klubs sowie jedem Zuschauer und allen Eltern von fußballspielenden Jugendlichen, sich der eigenen Rolle und Vorbildfunktion bewusst zu sein.
Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, sagt: "Die klare Botschaft ist: Wir lassen niemanden alleine und wir sind nicht alleine. Jegliche Gewalt, jegliche Angriffe auf Sportplätzen sind Angriffe auf den Fußball. Das muss aufhören. Wichtig ist, ein gemeinsames Verständnis von Sportsgeist und Fair Play zu haben und dieses auf allen Seiten auch zu leben - ohne Wenn und Aber."
Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident für Jugendfußball und Schiedsrichterwesen, sagt: "Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir gemeinsam konkrete Ziele benannt haben und nun alles daran setzen, die entsprechenden Maßnahmen konsequent umzusetzen und auszuweiten. Wir müssen gegen jede Form der Gewalt, sei sie körperlicher oder verbaler Art, entschieden vorgehen. Wir setzen dabei auf die Unterstützung der Vereine, denn es geht nur gemeinsam."
Zum Abschluss der Sitzung befürwortete die Präsidentenkonferenz die Bildung eines Projektteams, das sich der Vertiefung und weiteren Konkretisierung der angestoßenen Maßnahmen widmen soll. Der achtköpfigen Projektgruppe werden fünf Experten und Expertinnen aus den Fachbereichen der DFB-Zentralverwaltung sowie der anerkannte Fanforscher Prof. Dr. Gunter A. Pilz (unter anderem Beauftragter für gesellschaftliche Verantwortung im DFB), Dr. Thaya Vester (Institut für Kriminologie der Universität Tübingen) und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann angehören.