Einen Start nach Maß legte Aufsteiger 1. FC Nürnberg in der 2. Frauen-Bundesliga mit dem 3:0-Derbysieg beim FC Bayern München hin. Alle drei Treffer für den "Club" erzielte Nastassja Lein, die im zweiten Semester Kommunikations- und Politikwissenschaft studiert. Im Interview spricht die 20-Jährige über ihren Hattrick, Freudentränen und die Aussicht auf ein "gesponsertes" Abendessen.
Der FCN startete mit einem 3:0-Auswärtserfolg bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München. Hätte es überhaupt einen schöneren Auftakt in der neuen Spielklasse geben können, Frau Lein?
Nastassja Lein: Der frühe Ausfall von Judith Gruber, die bereits nach zehn Minuten wegen einer Knieverletzung den Platz verlassen musste, hat die Freude ein wenig getrübt. Dennoch war es ein eindrucksvolles Erlebnis für uns alle. Wir haben nach dem Spiel unseren ersten Sieg ausgiebig gefeiert.
Sie waren für alle drei Treffer verantwortlich, erzielten in der zweiten Halbzeit einen lupenreinen Hattrick. Haben Sie sich in einen Rausch gespielt?
Lein: Wir hatten nach der Pause auf jeden Fall deutlich besser gespielt als zu Beginn und waren viel mehr drin in der Partie. Nach dem ersten Treffer hat Bayern München dann aufgemacht, uns Räume geboten, die wir eiskalt in Tore umgemünzt hatten. Unter dem Strich hat es uns der Gegner nicht so schwer gemacht, wie wir es ursprünglich gedacht hatten.
Wie fühlt es sich an, die erste Zweitliga-Torschützin der Vereinsgeschichte zu sein?
Lein: Ziemlich cool. (lacht) Ich hatte vor der Partie tatsächlich davon geträumt. Aber letztendlich ist es egal, wer die Tore erzielt. Ich freue mich riesig darüber. Aber es stehen immer noch zehn weitere Spielerinnen auf dem Feld, ohne die ich es nicht geschafft hätte.
Wie viele Nachrichten hatten Sie nach der Partie auf Ihrem Handy?
Lein: Im Stadion waren Freunde und Familie vor Ort und hatten mir zum guten Einstand bereits gratuliert. Dennoch hatte ich auch noch einige Nachrichten auf meinem Handy zu beantworten, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Im Internet werden die Spiele der 2. Frauen-Bundesliga live gestreamt. Später sind die Highlights on-demand verfügbar. Mal ehrlich: Wie oft haben Sie sich Ihre Tore mittlerweile angeschaut?
Lein: Ich gebe zu, dass ich mir die Tore sogar schon mehrmals angeschaut habe. (lacht) Wenn man sieht, wie sich das gesamte Team mitgefreut hat, ist das schon cool.
Wie wurde der erste Sieg gefeiert?
Lein: Unser Trainer hat nach der Partie in der Kabine einige Worte an uns gerichtet. Wir haben danach ausgelassen gefeiert und "Derbysieger" gesungen. Insgesamt war die Stimmung sehr emotional. Einige von uns hatten tatsächliche Freudentränen in den Augen.
Ist es richtig, dass Nürnbergs Profi-Cheftrainer Robert Klauß und Sportvorstand Dieter Hecking dem Team für den Fall eines Sieges ein Abendessen versprochen hatten?
Lein: Das stimmt und es zeigt vor allem, welche Wertschätzung der Frauenfußball im Verein genießt. Wir hatten den Profis für das Weiterkommen im DFB-Pokal beim Südwest-Regionalligisten SSV Ulm 1846 Fußball einen Kuchen versprochen. Jetzt wollten die Jungs wohl nachziehen. (lacht) Ein genauer Termin, wann wir das machen werden, steht aber noch nicht fest. Vor unserem Spiel in München war unser gesamtes Team am Samstag im Stadion und hatte den Profis bei der Partie gegen Fortuna Düsseldorf die Daumen gedrückt. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich der eine oder andere demnächst auch mal unsere Heimspiele anschaut.
Was haben Sie sich für die Saison in der 2. Frauen-Bundesliga vorgenommen?
Lein: Wir wollen nicht nur so oft wie möglich drei Punkte einfahren, sondern auch unsere Spielidee durchziehen und zeigen, dass wir Fußball spielen können. Am Ende soll dabei möglichst der sichere Klassenverbleib herausspringen.
Weiter geht es aber zunächst am Samstag mit dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim 1. FC Saarbrücken. Was erwarten Sie für eine Begegnung?
Lein: Der 1. FC Saarbrücken ist gerade erst nach vielen Jahren aus der 2. Frauen-Bundesliga abgestiegen und wird hochmotiviert sein. Ich erwarte daher einen heißen Kampf. Formell sind wir Favorit, nehmen diese Rolle an und wollen eine Runde weiterkommen. Für unsere Abwehrspielerinnen Kerstin Bogenschütz und Michaela Drescher wird es in Saarbrücken ein schnelles Wiedersehen mit ihrem Ex-Klub geben. Sie können uns bestimmt einige Tipps mit auf dem Weg geben.
Autor: Peter Haidinger/MSPW