Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlegt für die „Ortszeit Deutschland“ seinen Amtssitz für drei Tage nach Weiden – tauscht Berlin mit der Oberpfalz, „um vor Ort ins direkte Gespräch mit den Menschen zu kommen“: Der erste Mann im Staat besucht auch die Fußball-Basis – und der frühere Allrounder des TuS 08 Brakelsiek zeigt beim Elfmeterschießen, dass er nichts verlernt hat. „Im Mittelpunkt des Besuchs aber standen die Gespräche mit den Fußballerinnen und Fußballern beim FC Weiden-Ost“, sagt Thomas Graml, Bezirks-Vorsitzender des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) in der Oberpfalz: „Der Bundespräsident hat sich die Zeit genommen, viele Gespräche geführt und so den Eindruck vermittelt, dass er sich wirklich für die Anliegen der jungen Menschen interessiert.“
Zweifelsfrei, dieses Jahr wird ein paar Seiten mehr in der Vereins-Chronik des FC Weiden-Ost bekommen. Das wäre auch ohne den Besuch von Frank-Walter Steinmeier der Fall gewesen. Der „Arbeiterklub“, wie er sich selbst nennt, holte sich bei den Herren Rang zwei in der Bezirksliga Nord, verpasste nur knapp in der Relegation den Aufstieg in die Landesliga und feierte zudem 50. Geburtstag – und dann kommt auch noch der Bundespräsident zu Besuch!
Erst eine Stippvisite beim Training der U9-Junioren, danach vom Soccer Court rüber zur Einheit der A-Junioren – 26 Teams hat der 1974 gegründete Verein zuletzt für den Spielbetrieb gemeldet. „Auf Plätzen wie diesen“, sagt Steinmeier, „bin ich groß geworden“. Steinmeier hatte zu seinen Glanzzeiten keine feste Position beim TuS 08 Brakelsiek, den gebürtigen Detmolder (Nordrhein-Westfalen) aber trieb der eigene Ehrgeiz an, immer das Beste geben zu wollen. Das sind Dinge, die er den Jungs mitgibt, die ihn mit Fragen löchern, nach Unterschriften fragen und Fotos mit ihm machen – und die er geduldig beantwortet. Die „Ortszeit Deutschland“ des Bundespräsidenten ist nach Corona geboren worden, erstmals überhaupt residiert Steinmeier in Bayern.
„Es ist ein klares Zeichen der Wertschätzung, dass er sich auch dem Amateurfußball widmet“, sagt Thomas Graml, der gemeinsam mit seinem Kreis-Vorsitzenden Albert Kellner dabei war. Und der Bezirks-Vorsitzende sagt auch, „dass Frank-Walter-Steinmeier am Beispiel des FC Weiden-Ost gut erkennen konnte, was Ehrenamtliche leisten müssen, deren Verein mit beengten Verhältnissen zu kämpfen hat und dennoch seit vielen Jahren eine herausragende Jugendarbeit leistet“.
Das ist es, von dem ihm der Vorsitzende Franz Bäumler, der Fördervereinsvorsitzende David Eckert, der Ehrenvorsitzende Hans Forster und auch Abteilungsleiter Marcus Meier erzählen, ihm tiefe Einblicke in den Alltag der Amateure geben. Steinmeier hört zu, diskutiert und ist geduldig – ein Bundespräsident zum Anfassen: Autogramme und Selfies gibt’s im Stakkato, nichts ist dem ersten Manne im Staate zu viel.
Der Bundespräsident hinterlässt Eindruck – und er zeigt, dass er weiß, wovon er spricht, wenn’s um Fußball geht. Gleich alle drei Elfmeter versenkt der 68-Jährige, einen davon galant im Giebel. Und am Ende spricht Thomas Graml von einem „einmaligen Erlebnis“ – so, oder so ähnlich, wird es dann auch alsbald auf den Extra-Seiten der Chronik des FC Weiden-Ost zu lesen sein.