Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat bei seiner mittlerweile schon 27. Ehrenamtspreisverleihung im Münchner GOP Varieté-Theater insgesamt 22 ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter*innen aus dem gesamten Freistaat für ihr außergewöhnliches Engagement im und für den Amateurfußball ausgezeichnet: Platz eins belegt Rudolf Kerl (TSV Lengfeld 1876, oben im Bild), Platz zwei ging an Christian Dorsch (SV Blau-Weiß Sassendorf), Dritter wurde Gerhard Lindner (SC Kirchenthumbach). Sie wurden von BFV-Partner LOTTO Bayern mit Geldprämien für ihre Vereine in einer Gesamthöhe von insgesamt 4.300 Euro belohnt. Die drei Erstplatzierten im Porträt.
Eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit ist die Lebensversicherung für jeden Sportverein. Das weiß Rudolf Kerl nur zu gut, der die Gewinnung von Kindern und Jugendlichen als eine der zentralen Aufgaben des TSV Lengfeld ansieht und sie als Sportlicher Leiter, Vorstand Sport und Vizepräsident praktisch zur Chefsache erklärt hat. Ein enger Schulterschluss mit der Grundschule Lengfeld, wo Trainer*innen und Betreuer*innen des unterfränkischen Klubs regelmäßig Sportprojekte umsetzen oder einzelne Stunden im regulären Sportunterricht übernehmen sowie kostenlose Schnuppertrainings für Mädchen und Jungs bilden das Fundament der erfolgreichen Nachwuchsarbeit, aus der zuletzt zwei neue Mannschaften resultierten, die jetzt im organisierten Spielbetrieb des BFV auf Punktejagd gehen. Auf dieser Basis fußt eine fundierte Aus- und regelmäßige Weiterbildung aller Trainer*innen und Betreuer*innen, die weit über den rein sportlichen Bereich hinausragt und auch Informationen zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Gewalt, Migration, Integration oder Inklusion beinhaltet. Um auch Kindern und Jugendlichen aus wirtschaftlich schwächeren Familien die Vereinsmitgliedschaft zu ermöglichen und ihnen bei der Beschaffung von Ausrüstung finanziell unter die Arme zu greifen, wurde auf seine Initiative hin 2020 ein Sozial-Fond aufgelegt, der sich über Spenden finanziert. Besonders gefordert war Kerl während der Corona-Pandemie, als er federführend für den Gesamtverein die Erstellung und regelmäßige Aktualisierung der Hygienekonzepte für Sportler*innen und Zuschauer*innen übernahm und sich bei den Bundebehörden, der Stadt Würzburg und dem BLSV um die Beantragung von Fördermittelen und Zuschüssen kümmerte. Aktuell setzt er sich mit Herzblut dafür ein, dass ukrainische Kinder und Jugendliche aus der Lengfelder Flüchtlings-Notunterkunft beim TSV Lengfeld zumindest sportlich ein neues Zuhause finden. Kerl ist der Fels in der Brandung und die Lebensversicherung für den TSV Lengfeld.
Dass ohne den Mann an der Spitze beim SV Blau-Weiß Sassendorf nichts laufen würde – das ist eine eher gewagte Behauptung. Dass ohne ihn vieles nicht so gut laufen würde – das steht hingegen absolut fest. Und dass es bei dem kleinen Dorfverein mit seinen Fußballmannschaften und der Gymnastik-Abteilung sehr gut läuft auch. 250 Einwohner hat Sassendorf, 220 davon sind Mitglied beim SV. Und die restlichen 30 bekommt der Vereinsvorsitzende sicher auch noch begeistert. Denn Begeisterung zu vermitteln ist dessen Gabe. Begeisterung der Kleinsten für die von ihm organisierten Ferienangebote, Begeisterung der Erwachsenen im Verein Verantwortung zu übernehmen, Begeisterung der Helfer, die zuletzt beim Bau des neuen Sportgeländes und der Funktionsgebäude geholfen haben und nicht zuletzt Begeisterung bei Banken und Sponsoren, ihr Geld in den Verein zu investieren. Überzeugend ist aber auch nur der, der selbst aktiv vorangeht. Und das tut er. Bei allen Aktivitäten und Projekten ist er an vorderster Front im Einsatz, sorgt dafür, dass alle organisatorischen Abläufe passen, greift auch selbst zum Tortenheber oder zur Grillzange. Wenn Menschen im Neubaugebiet ein Grundstück kaufen, steht er schon da und wirbt für seinen Verein, wenn Mitglieder was zu feiern haben, gratuliert er persönlich, wenn Mitglieder sterben, hält er eine Grabrede. Und er ist ein Visionär, der mit klugen Kooperationen mit Kindergärten und Schulen die Basis für eine gute Vereinszukunft legt, bei allen Trainer*innen und Betreuer*innen auf regelmäßige Schulungen achtet und deren persönliche Entwicklung vorantreibt und der heute schon schaut, was der Verein in einem, in zehn, in vielleicht 50 Jahren braucht. Und das macht er bereits seit 16 Jahren an der Spitze des SV Blau-Weiß Sassendorf: Christian Dorsch!
Der Fußball und vor allem der SC Kirchenthumbach genießen im Leben von Gerhard Lindner einen besonderen Stellenwert. Deshalb hat sich der 52-Jährige zum Ziel gesetzt, seinen Herzensklub immer weiter voranzubringen. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Die Jugend liegt ihm dabei besonders am Herzen: Wenn er nicht gerade selbst am Spielfeldrand steht und Jugendmannschaften coacht, ist er auf der Suche nach gut ausgebildeten Jugendtrainer*innen. Damit diese immer auf Ballhöhe bleiben und die bestmögliche Ausbildung genießen, schickt Lindner alle Trainer*innen regelmäßig zu Aus- und Fortbildungen des Bayerischen Fußball-Verbandes. Ihm ist es auch zu verdanken, dass alle dabei anfallenden Kosten vom SC Kirchenthumbach übernommen werden. Dass Menschen beim SC Kirchenthumbach – sportlich wie menschlich – eine Heimat finden, hat für den ehemaligen Vorstand oberste Priorität: Er organisierte Gelder der DFB-Stiftungen, um beispielsweise ukrainischen Kindern das Fußballspielen zu ermöglichen und sie so in den Verein zu integrieren. Groß geschrieben wird auch der Frauen- und Mädchenfußball: 2004 rief Lindner als Fußball-Abteilungsleiter die erste Frauenmannschaft ins Leben. Durch seine gezielte Werbung, die in vielen Bildungsstätten ausgehangen wurde, sind für die Saison 2022/23 drei Mädchenmannschaft und ein Frauenteam für den Spielbetrieb gemeldet. Weil Lindner weiß, dass sich die vielfältigen Aufgaben in einem Amateurverein am besten meistern lassen, wenn man die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, knüpfte er in seiner Amtszeit als Vorstand ein engmaschiges Netzwerk aus jungen Führungskräften, die heute dafür sorgen, dass der Laden läuft. Der engagierte 52-Jährige ist sich aber auch selbst für keine Aufgaben zu schade: Egal ob als Organisator von Festen und Events, als Tellerwäscher, Teilnehmer einer Männertanzgruppe oder Helfer beim Ausschank: Lindner packt an, wo immer seine Hilfe gebraucht wird. Seine Vereinskolleg*innen sind sich deshalb sicher: Gerhard Lindner steht wie kaum ein anderer für den SC Kirchenthumbach.