Vier aufregende Tage in Duisburg-Wedau sind vorbei. 354 Spielerinnen sind von U17-Nationaltrainerin Friederike Kromp und ihrem Team beim U18-Länderpokal beobachtet worden. Die größten Talente werden in den kommenden Wochen Einladungen zu den Kader- und Sichtungslehrgängen verschiedener Nationalmannschaften erhalten. Kromp hat nach dem Turnier über ihre Eindrücke und die Abläufe gesprochen.
Hallo Frau Kromp, wie sieht Ihr sportliches Fazit aus?
Friedericke Kromp: Wir sind sehr zufrieden mit dem sportlichen Niveau. Wir haben insgesamt für drei verschiedene Jahrgänge gesichtet. Entsprechend muss man jeden Jahrgang etwas für sich beleuchten.
Was können Sie zunächst zu ihrem Jahrgang, den 2003ern, sagen?
Kromp: Es war speziell für mich als neue Trainerin gut, die Spielerinnen in der Breite durchsichten zu können. Mit dem Jahrgang haben wir im August angefangen zu arbeiten. Die Mannschaft ist mir von Anouschka Bernhard in einem guten Zustand übergeben worden, aber es war für mich jetzt noch einmal sehr hilfreich, die Spielerinnen durchzuscannen. In dem Jahrgang haben wir einige herausragende Talente aber auch viele interessante Spielerinnen, die noch nicht so auf dem Radar waren und die sich nun über die Tage gut präsentieren konnten.
Wie haben sich die jüngeren und älteren geschlagen?
Kromp: Gerade die Jüngsten aus dem Jahrgang 2004 haben sich sehr gut präsentiert und größtenteils gezeigt, dass sie mit den Älteren mithalten können. Bei den 2002ern sind die besten Spielerinnen aktuell bereits bei Kathrin Peter in der U 19 dabei, daher war das Turnier eine Nachsichtung für die Altersklasse und das Niveau auch zufriedenstellend.
Gibt es unterschiedliche Schwerpunke, auf die man in den unterschiedlichen Jahrgängen achtet?
Kromp: Ja, defintiv. Grundsätzlich kann man sagen: Je älter desto höher hängt die Messlatte. Wir schauen vor allem auf die individualtechnischen und -taktischen Fähigkeiten der Spielerinnen, aber auch darauf, wie sie sich gruppen- und auch mannschaftstaktisch im Gesamtgefüge verhalten. Grundsätzlich geht es uns aber, um es einfach zu sagen, um die talentiertesten Spielerinnen. Wir schauen daher auf jede einzelne Spielerin, wollen die größten Talente bei uns haben und immer wieder mit den Spielerinnen abgleichen, die wir aktuell in den Auswahlkadern haben.
Sie waren nun erstmals als Sportliche Leiterin bei einem Sichtungsturnier oder Länderpokal, waren aber schon sehr häufig als Landesauswahltrainerin von Bayern dabei. Wo waren die größten Unterschiede für Sie persönlich?
Kromp: Es war eine ganz besondere Aufgabe, die mir unwahrscheinlich viel Spaß gemacht hat, sehr vielschichtig und facettenreich. Die Tage waren sehr kurzweilig, intensiv und sind wie im Flug vergangen. Grundsätzlich bin ich solche Turniere gewohnt, als Verbandstrainerin aber in anderen Dimensionen. Die Masse an Spielerinnen, die Größe des Sicherteams zu führen, kannte ich so noch nicht und das muss alles koordiniert werden. Klar, ich kannte das Turnier aus der Rolle des Verbandstrainers, aber jetzt hab ich das Turnier aus einer ganz anderen Perspektive erlebt. Es war aber eine ganz tolle Aufgabe und Herausforderung, die uns aus meiner Sicht gemeinsam im Team recht gut gelungen ist.
Zurück zu den Hauptdarstellerinnen auf dem Platz. Wie kommt eine Spielerin vom Platz ins Notizbuch und letztendlich zu einer Einladung?
Kromp: Wir haben jedes Spiel immer mit mehreren Sichtern belegt, die die Spiele beobachtet haben. Dann haben wir die Ergebnisse zusammengetragen und diskutiert. Ich habe das dann gebündelt und mit den Verbandstrainern in Einzelgesprächen besprochen. So habe ich während der letzten Tage mit allen 21 Landesauswahltrainern gesprochen, die Sichtungsergebnisse transparent offengelegt und mit ihnen diskutiert. Der Vorteil ist, dass die Verbandstrainer ihre Spielerinnen mitunter über Jahre kennen. So konnten sie uns auch nochmal Eindrücke geben, Dinge anregen und so das Gesamtbild komplettieren. Für alle drei Jahrgänge wird es Sichtungs- und Kaderlehrgänge geben, für die die Spielerinnen Nominierungen erhalten. Die Ergebnisse erhalten die Spielerinnen über ihre Verbandstrainer.
Kleiner Themensprung. Gestern hat die Frauen-Nationalmannschaft 8:0 gegen die Ukraine gewonnen. Sie kennen sicherlich einige der Spielerinnen von früher. Wie ist das Gefühl für Sie, junge Frauen nun bei der Nationalmannschaft zu sehen, die man noch als Jugendliche kannte?
Kromp: Es freut einen immer ganz besonders, wenn Spielerinnen ganz oben ankommen, die man lange begleitet hat. Man fiebert tatsächlich noch bei jeder einzelnen mit, auch wenn man sie heute gar nicht mehr so häufig noch persönlich trifft. Wenn man sich nach Jahren aber wiedersieht, ist die Freude immer groß.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Kromp: Eine Spielerin, die durch die komplette Förderung bei uns gegangen ist, ist zum Beispiel Sara Däbritz. Ich kenne sie, seitdem sie elf Jahre alt ist, habe auch früh ihre Eltern kennengelernt und sie mehrere Jahre auf unseren Förderebenen des Bayerischen Fußball-Verbandes mit begleiten dürfen. Sie hat lange heimatnah bei sehr guten Jungs gespielt, bevor sie mit 16 Jahren zum SC Freiburg wechselte, später dann zum FC Bayern München ging und seit Sommer nun für Paris Saint-Germain aufläuft. Nun ist sie Führungsspielerin in der Nationalmannschaft und hat bisher eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Das freut einen natürlich enorm. Solche Karrieren mit begleiten zu dürfen sind die besonders tollen Aspekte unseres Jobs.
Quelle: DFB.de