Für den TSV Schwaben Augsburg und Spielertrainer Matthias Ostrzolek (34/auf dem Foto 2.v.r.) beginnt am Freitag (ab 19 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den SV Viktoria Aschaffenburg das "Abenteuer" Regionalliga Bayern. Im BFV.de-Interview spricht der 196-malige Bundesligaprofi über den Aufstieg und den bevorstehenden Saisonstart.
Die Stunden bis zum ersten Meisterschaftsspiel werden immer weniger. Wie ist die Stimmung so kurz vor dem Start, Herr Ostrzolek?
Ostrzolek: Sehr positiv. Die Vorfreude ist bereits greifbar. Dass wir mit einem Heimspiel starten, macht das Ganze noch schöner.
In der Generalprobe ging es gegen den Bundesligisten FC Augsburg. Welche Eindrücke konnten Sie beim 0:3 sammeln?
Ostrzolek: Das Spiel war der Höhepunkt unserer Vorbereitung. Es war von vornherein sehr wahrscheinlich, dass es für uns schwierig wird, als Sieger vom Platz zu gehen. Dennoch war es deutlich zu erkennen, wie wir Fußball spielen wollen. Das hat gegen einen Bundesligisten sehr gut ausgesehen. Wir konnten uns gut präsentieren und bereits einige Abläufe im Rosenaustadion kennenlernen, in dem wir auch unsere Heimspiele in der Regionalliga Bayern austragen werden.
Was bedeutet es für den Verein, nun erstmals in der Regionalliga Bayern am Start zu sein?
Ostrzolek: Das ist etwas ganz Besonderes und zugleich eine riesige Herausforderung. Was unsere Verantwortlichen - auch außerhalb des Platzes - geleistet haben, nötigt mir Respekt ab. Als ich vor einem Jahr zunächst als Co-Trainer zum Verein kam, war der Aufstieg mit keinem Wort ein Thema. Wir wollten besser als Rang sieben in der Vorsaison abschneiden. Dass es dann so erfolgreich laufen würde, hat sich mit der Zeit entwickelt. Zu einem späten Zeitpunkt der Rückrunde war uns klar: Wir könnten es sportlich tatsächlich schaffen.
Das erste Pflichtspiel liegt mit der Qualifikationsrunde für den Toto-Pokal bereits hinter Ihrem Team. Wie haben Sie das 1:4 beim TSV 1874 Kottern erlebt?
Ostrzolek: Die Woche verlief für uns ein wenig unglücklich. Am Ursprungstermin musste die Partie in der 39. Minute wegen eines Gewitters abgebrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt lagen wir 1:0 in Führung. Am Tag darauf hatten wir den Test gegen den FC Augsburg. Und da die Pokalpartie zeitnah nachgeholt werden sollte, waren wir drei Tage später erneut auswärts in Kottern gefordert. Für unsere Jungs war es nicht einfach, das mit der Arbeit oder dem Studium unter einen Hut zu bringen. Manche Spieler hatten es erst kurz nach dem Anpfiff zum Spiel geschafft. Insgesamt hatte uns die körperliche und geistige Frische gefehlt. Schon nach sieben Minuten lagen wir mit zwei Treffern in Rückstand. Da mache ich dem Team aber keinen Vorwurf. Das Pokal-Aus ist abgehakt, unser Fokus liegt nun ganz darauf, erfolgreich in die Liga zu starten. Wir hätten natürlich schon gerne weitere Pokalspiele bestritten. Andererseits haben wir nun so neben der Liga keine Mehrbelastungen.
Hätten Sie jemals gedacht, schon im Alter von 34 Jahren in der vierthöchsten Spielklasse als Trainer tätig zu sein?
Ostrzolek: Ich hatte mir keinen Karriereplan zurechtgelegt. Und wenn ich ehrlich bin, hatte ich zu meiner aktiven Zeit auch noch nicht den Gedanken, später einmal Trainer zu werden. Ich wollte zunächst etwas abseits der Fußball-Bühne machen. Mich hat es dann aber doch zurückgezogen. Dass ich so zügig meine B-Lizenz machen konnte und nun Trainer in der Regionalliga bin, macht mich stolz.
Noch in der vergangenen Saison standen Sie als Spielertrainer auch selbst auf dem Feld. Ist das auch in der Regionalliga Bayern geplant?
Ostrzolek: Es ist auf jeden Fall eine Option. Ich habe mich über die Vorbereitung fit gemacht. Wie viele Einsätze es dann tatsächlich werden, wird man sehen. Nachdem ich vom Co- zum Cheftrainer aufgerückt war, hatten wir unseren Trainerstab zur Rückrunde um Marco Zupur erweitert. Ich stehe mit unseren Spielern gerne gemeinsam auf dem Platz. Zu Beginn hat der eine oder andere vielleicht noch gedacht: "Wie viel Bock hat der, mit uns zu kicken?". Im Team hat es aber von Anfang an gut funktioniert. Ich bin ein einfacher Typ, der mit allen gut klarkommt. Ich stelle es auch nicht groß heraus, dass ich mal in der Bundesliga am Ball war. Wenn ich etwas sage, sind die Jungs sehr offen und wissbegierig dafür.
Welche Spieler und Trainer haben Sie während Ihrer Profi-Laufbahn am meisten beeindruckt?
Ostrzolek: Da könnte ich viele nennen. Bei jedem Trainer hat man mal den Gedanken, "das finde ich gut", oder "das würde ich an dessen Stelle anders machen". Ich schaue auch viele Spiele aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga. Aus all diesen Eindrücken will ich meine eigene Handschrift entwickeln. Bei meinen ehemaligen Mitspielern fand ich es beeindruckend, wie Paul Verhaegh beim FC Augsburg das Team geführt hatte. Obwohl es eine flache Hierarchie gab, hatte jeder vor ihm als Kapitän Respekt. Auch an Jaroslav Drobny erinnere ich mich noch gut. Beim Hamburger SV war er damals zwar hinter René Adler die Nummer zwei. Dennoch hatte sein Wort großes Gewicht.
Sie wurden in Ihrer Geburtsstadt beim VfL Bochum ausgebildet, spielten unter anderem für den FC Augsburg, den Hamburger SV und Hannover 96. Warum hatte es Sie wieder nach Augsburg gezogen?
Ostrzolek: Meine Frau kommt aus Augsburg, ihre Familie wohnt auch weiterhin hier. Außerdem habe ich mich in meinen zweieinhalb Jahren beim FCA sehr wohl gefühlt. Die Stadt und auch die Umgebung gefallen mir sehr. Da wir mittlerweile auch eine kleine Tochter haben, war uns klar, dass wir nach meiner Profikarriere wieder in Augsburg leben wollen.
Was erwarten Sie von Ihrem Team in der neuen Spielklasse?
Ostrzolek: Wir setzen auch in der Regionalliga Bayern auf unsere bisherige Art, Fußball zu spielen. Ein wesentlicher Faktor ist dabei, unseren starken Zusammenhalt und den Spaß beizubehalten. Die Jungs spielen hier schließlich aus Freude am Sport und nicht, um Geld zu verdienen. Wir wollen uns nicht danach richten, wer unser Gegner ist, und positiv überraschen.
Zum Auftakt geht es am Freitag gegen den SV Viktoria Aschaffenburg. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?
Ostrzolek: Am Anfang einer Saison gibt es nicht ganz so viel Videomaterial. Aber natürlich habe ich einige Informationen eingeholt. Benjamin Baier, den vielleicht wichtigsten Spieler der Viktoria, kenne ich ganz gut, weil ich mit seinem Bruder Daniel beim FC Augsburg zusammengespielt hatte. Wir stellen uns auf einen robusten Gegner ein, der uns das Leben so schwer wie möglich machen will. Der Auftakt ist ein erstes Indiz, wo wir stehen.
BFV-Interview: Dominik Dittmar/mspw