Marek Mintal (45), einst als "Phantom" beim 1. FC Nürnberg Torschützenkönig in der Bundesliga, bereitet die SpVgg Bayreuth als neuer Cheftrainer auf den Saisonstart in der Regionalliga Bayern vor. Am Donnerstag, 20. Juli, ab 18.45 Uhr bestreitet der Traditionsklub das offizielle Eröffnungsspiel gegen Aufsteiger SV Schalding-Heining.
Nach dem Abstieg aus der 3. Liga ist Mintal der große Hoffnungsträger in Bayreuth. Im BFV.de-Interview spricht der 45-jährige Ex-Nationalspieler der Slowakei über den Saisonauftakt, seine Ziele mit der "Altstadt" und seine spannende Profikarriere.
Nach zwei Jahren als Co-Trainer der Nationalmannschaft der Slowakei sind Sie neuer Cheftrainer bei der SpVgg Bayreuth. Was waren die wesentlichen Gründe für Ihre Rückkehr in die Regionalliga Bayern, Herr Mintal?
Marek Mintal: Wir standen bereits während der zurückliegenden Saison in Kontakt. Deshalb bin ich froh, dass es jetzt im zweiten Anlauf geklappt hat. Die SpVgg Bayreuth ist ein sehr guter Verein mit viel Tradition. Außerdem habe ich bereits aus meiner Zeit bei der U 23 des 1. FC Nürnberg mit einigen Spielern aus dem aktuellen Bayreuther Kader zusammengearbeitet.
Wie gut sind Sie schon in Oberfranken angekommen?
Mintal: Ich lebe mit meiner Familie seit 20 Jahren in Röthenbach an der Pegnitz, was nur 30 Kilometer von Bayreuth entfernt ist. Ich fühle mich in Deutschland wohl, habe sehr viel gelernt und erlebt. Privat und auch im Job wollen wir unsere Sachen immer so gut wie möglich erledigen.
Sie arbeiten seit knapp vier Wochen mit dem neuformierten Team. Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke beschreiben?
Mintal: Das gesamte Trainerteam und die sportliche Leitung sind sehr zufrieden. Nach dem Abstieg aus der 3. Liga war die Situation mit insgesamt 20 Abgängen nicht einfach. Wir wollen das Beste aus dem Team herausholen und es macht unglaublich viel Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.
Auf welche Bereiche haben Sie während der Vorbereitung bislang den Fokus gelegt?
Mintal: Menschlichkeit ist im Fußballgeschäft das Wichtigste. Die Jungs kommen extrem gerne zum Training, präsentieren sich gut und sind allesamt willig. Ich rede viel mit den Spielern, habe für jeden ein offenes Ohr.
Mit welcher Philosophie oder Spielidee schicken Sie das Team auf den Platz?
Mintal: Mit Zielstrebigkeit und Vertrauen sollen die Spieler ihre Aufgaben erledigen und sich dabei möglichst wohlfühlen. Die Jungs bekommen von uns alle Freiheiten, sollen ihre fußballerische Qualitäten auf dem Platz zeigen, ohne dabei die Ordnung und Disziplin zu vernachlässigen.
Als Profi haben Sie viel erlebt und sind ordentlich herumgekommen. Sie haben als Nationalspieler der Slowakei in 45 Spielen 14 Tore erzielt. Was war international Ihr persönliches Highlight?
Mintal: Für die Nationalmannschaft zu spielen, war für mich immer das Größte. Mein letztes Länderspiel hatte ich 2009 vor 90.000 Zuschauern gegen England im Wembleystadion gemacht. Leider haben wir 0:4 verloren. Aber gegen John Terry, David Beckham, Steven Gerrard, Frank Lampard oder Wayne Rooney zu spielen, war geil. Aber auch meine Begegnungen auf dem Platz mit Cristiano Ronaldo, Luis Figo und Rui Costa werde ich nie vergessen. Ich bin sehr dankbar, dass ich das als Sportler erleben durfte.
Sie wurden 2005 mit 24 Treffern Torschützenkönig in der Bundesliga, hatten sich als offensiver Mittelfeldspieler gegen Roy Makaay, Dimitar Berbatov und Miroslav Klose durchgesetzt. Diesmal reichten Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku gerade einmal 16 Treffer. Warum wird es für Stürmer heutzutage immer schwerer?
Mintal: Ich bin davon überzeugt, dass die ehemaligen Topstürmer nach wie vor ihre "Buden" machen würden, weil sie über die individuelle Klasse und entsprechende Qualität verfügten.
Zurück zu Ihrer Trainerkarriere: Sie waren insgesamt 17 Jahre als Profi, U 23- und Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg tätig. Nun werden Sie bald um Punkte gegen Ihre "alte Liebe" FCN antreten. Wie sehr freuen Sie sich auf diese Duelle?
Mintal: Es wird immer ein besonderer Tag sein und bleiben, wenn ich gegen meinen früheren Verein antrete. Erst vor wenigen Tagen hatten wir in der Vorbereitung 1:0 gegen die U 23 des FCN gewonnen. Es waren viele Fans aus beiden Lagern vor Ort. Fotos und Autogramme sind immer erwünscht, was schön ist und mich sehr freut.
Ist es ein großer Unterschied, eine U 23 oder eine erste Mannschaft zu trainieren?
Mintal: In den U-Mannschaften sind viele junge, hungrige Spieler, die nur ein Ziel verfolgen: Alle wollen Fußballprofi werden, träumen von einer großen Karriere. Jetzt habe ich es dagegen vor allem mit Spielern zu tun, die schon sehr viel erlebt haben. Wir haben in Bayreuth eine gute Mischung zwischen jungen und älteren Spielern hinbekommen, was insgesamt sehr positiv ist.
Wie würden Sie die Qualitäten Ihres aktuellen Teams beschreiben?
Mintal: Menschlichkeit, Bodenständigkeit, guter Charakter und eine sehr willige Mannschaft.
Was lauten Ihre Ziele mit der SpVgg Bayreuth? Ist der direkte Wiederaufstieg in die 3. Liga realistisch?
Mintal: Wir wollen uns möglichst von Beginn an in der Liga gut etablieren. Daher ist es wichtig, dass wir einen gelungenen Start in die Saison hinbekommen. Die Fans wollen den direkten Wiederaufstieg, ich wünsche mir das auch. Aber dass es gleich in dieser Saison klappt, kann ich nicht garantieren. Wir werden alles geben, um das Bestmögliche herauszuholen.
2025 steigt der Meister der Regionalliga Bayern direkt auf und muss nicht den "Umweg" über die Aufstiegsspiele gegen den Meister einer anderen Regionalliga gehen. Spielt das bei den Ambitionen des Klubs eine Rolle?
Mintal: Das ist auf jeden Fall ein großer Anreiz, was den Aufstieg aber auch nicht leichter macht. Ich beschäftige mich lieber mit dem Hier und Jetzt. Wir werden von Beginn an alles versuchen, um das Beste herauszuholen.
Seit dieser Saison trainieren Sie auch Ihren Sohn Jakub. Wie fühlt sich das an?
Mintal: Mir ist bewusst, dass Jakub durch diese Konstellation einen schweren Rucksack zu tragen hat. Für mich als Vater ist es aber das Schönste, was es gibt. Ich sehe ihn täglich und weiß, was er draufhat. Jakub wurde nicht geholt, weil er mein Sohn ist, sondern wegen seiner sportlichen und menschlichen Qualitäten sowie wegen seines Potentials.
Haben Sie in Ihrem Aufgebot auch ein "Phantom", das Tore garantiert?
Mintal: In den Testspielen haben sich mit Christoph Fenninger, Jann George und Marco Stefandl einige Spieler herauskristallisiert, die in der Box sehr stark sind. Für mich als Trainer ist das sehr positiv, dass ich torgefährliche Stürmer im Kader habe.
Wie schätzen Sie den Auftaktgegner und Aufsteiger SV Schalding-Heining ein?
Mintal: Der SV Schalding-Heining wird momentan von der Aufstiegseuphorie getragen, deshalb sind solche Partien immer sehr schwer. Ich erwarte einen starken Gegner, der uns alles abverlangen wird. Wir wollen aber mit einem positiven Ergebnis in die Saison starten.
BFV-Interview: Peter Haidinger/MSPW
BFV/mspw