Aleksandro Petrovic (32) ist eine Institution in der Regionalliga Bayern und beim TSV Buchbach. Seit fast zehn Jahren spielt der Deutsch-Serbe für den familiären Dorfklub. In der 2012 gegründeten Regionalliga Bayern verpasste Petrovic seitdem gerade einmal 15 von insgesamt 273 Spielen, ist mit großem Abstand Rekordspieler. Aktuell hält sich der frühere Nachwuchsspieler des FC Bayern München (unter anderem zusammen mit Weltmeister Mats Hummels) mit der Hilfe einer App fit. Im BFV.de-Interview spricht Petrovic über Buchbach, App-Training, verpasste Karrierechancen und den Traum vom DFB-Pokal.
BFV.de: Hätten Sie gedacht, dass Sie so lange in der gleichen Liga und sogar beim selben Verein kicken werden, Herr Petrovic?
Aleksandro Petrovic: Auf keinen Fall. Ich bin im Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern München groß geworden und hatte eigentlich eine abwechslungsreichere Karriere erwartet. Dass ich nun schon fast zehn Jahre in Buchbach bin, war alles andere als geplant. Aber ich bereue keine Sekunde meiner Zeit beim TSV. Ich würde es eine absolut glückliche Ehe nennen. (lacht)
BFV.de: Wie ist es dazu gekommen? Haben Sie nie über einen Wechsel nachgedacht?
Petrovic: Doch, ich habe sogar oft mit dem Gedanken gespielt. Es gab immer mal wieder Anfragen aus höheren Ligen und von ambitionierteren Klubs aus der Regionalliga Bayern. Aber es hat nie so wirklich gepasst und ich wollte dafür nicht das aufgeben, was ich mir aufgebaut habe. In Buchbach fühle ich mich pudelwohl und ich habe beim Kreisverwaltungsreferat der Stadt München einen klasse Job als Online-Redakteur.
BFV.de: Nach der fußballerischen Ausbildung beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München, bei Sie unter anderem zusammen mit Mats Hummels am Ball waren, kickten Sie zunächst für den serbischen Profiklub FK Zemun und bei Dynamo Dresden. Sind Sie etwas traurig, dass es nicht für eine Profikariere gereicht hat?
Petrovic: Ich bin weder traurig noch enttäuscht, sondern kann gut damit leben. Allerdings ist mir bewusst, dass ich mehr hätte erreichen können. Ich war als Nachwuchsspieler zu wenig selbstkritisch und zu schnell zufrieden. Mit 16 Jahren wurde ich deutscher Junioren-Nationalspieler und erzielte bei meinem Debüt direkt ein Tor. Dann wurde ich mit dem FC Bayern Deutscher U 19-Vizemeister und durfte bereits unter der Regie von Hermann Gerland bei der U 23 trainieren. Rückblickend war das eine Riesenehre für mich. Damals habe ich das aber nicht wertgeschätzt. Ich dachte, mir liegt die Welt zu Füßen und ich muss nichts mehr für meine Profikarriere tun. Die Folge waren beispielsweise Übergewicht und Tempo-Defizite. Deshalb schaffte ich es nicht, mich durchzusetzen.
BFV.de: Mittlerweile sind Sie dagegen seit vielen Jahren topfit. Ihre Einsatzstatistik beim TSV Buchbach ist beeindruckend. Sie fehlten seit der Gründung der Regionalliga Bayern nur in insgesamt 15 Partien. Was ist Ihr Erfolgsrezept für eine so lange Verletzungsfreiheit?
Petrovic: Ich hatte schon vor meinem Wechsel nach Buchbach so gut wie nie Verletzungsprobleme. Die einzige Ausfallzeit, an die ich mich erinnern kann, war bei Dynamo Dresden. Damals ist mir Ronald Schmidt, der heutige Co-Trainer von Wacker Burghausen, in die Wade gesprungen. (lacht) Das weiß ich noch ganz genau, weil ich mir dabei einen Muskelfaserriss zugezogen habe. Sonst war ich wirklich nie länger verletzt und ich glaube, dass das auch mit einer guten Veranlagung zu tun hat. Aber ich mache auch privat viel Fitness, um Verletzungen vorzubeugen.
BFV.de: Dass aktuell der Spielbetrieb auch in der Regionalliga Bayern ruht, hält Sie nicht davon ab, sich professionell in Form zu halten. Das machen Sie mit der Hilfe einer Fitness-App. Wie kamen Sie darauf?
Petrovic: Die App wurde entwickelt von Andreas Gchaider, der aktuell Sportlicher Leiter beim bayerischen Bezirksligisten TSV Velden ist. Er hatte uns beim TSV Buchbach bereits während des ersten Lockdowns einen Zugang zur sonst kostenpflichtigen App zur Verfügung gestellt und ich war davon sehr begeistert. Deshalb wollte ich mich auch jetzt wieder damit fithalten.
BFV.de: Wie sieht Ihr Trainingsprogramm derzeit aus?
Petrovic: Ich habe mich für ein Zwölf-Wochen-Programm entschieden, weil ich davon ausgehe, dass die Saison im März 2021 wieder fortgesetzt wird. Sechsmal in der Woche absolviere ich Übungen, aufgeteilt in Kraft- und Dehnungseinheiten. Das Programm ist so aufgebaut, dass man abwechselnd Oberkörper und Beine trainiert, so dass es zu keiner Überbelastung von Muskelgruppen kommt und man genügend Regenerationszeit hat. Alle Übungen werden mit eigenem Körpergewicht absolviert und verständlich per Video erklärt.
BFV.de: Erhalten Sie damit Ihre Fitness oder steigern Sie sie sogar?
Petrovic: Man regt mit den Übungen auf jeden Fall den Muskelaufbau an und schafft es, seine Muskeln mehr zu definieren. Nach erst vier Wochen merke ich bereits einen Unterschied. Beispielsweise sind meine Schultern etwas breiter geworden. Das Training mit der App macht Spaß und sorgt für positive Ergebnisse.
BFV.de: Unabhängig von Ihrem privaten Trainingserfolg ist sicher auch bei Ihnen die Hoffnung groß, dass es so schnell wie möglich auf dem Fußballplatz weitergeht. Welche Ziele verfolgen Sie nach so vielen Jahren noch mit dem TSV Buchbach?
Petrovic: Ich möchte niemals mit Buchbach absteigen und dem Verein dabei helfen, auch in den kommenden Jahren in der höchsten bayerischen Amateurspielklasse zu kicken. Außerdem ist es noch ein Traum von mir, den Klub in den DFB-Pokal zu führen.
BFV.de: Wird es in Ihrer Karriere überhaupt noch einen anderen Verein geben?
Petrovic: Auf dieser Liga-Ebene definitiv nicht. Dafür bin ich dem Klub mittlerweile zu lange verbunden. Ich kann mir aber vorstellen, irgendwann für den Kreisligisten SK Srbija München aufzulaufen. Mein Onkel ist dort Trainer und mein Vater spielt für die Altherren-Mannschaft. Vor zwei Jahren hat mein Vater mit stolzen 56 Jahren sogar noch in der ersten Mannschaft ausgeholfen. Von daher habe ich ja noch ein wenig Zeit. (lacht)
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW