Nicht erst zum Rückrundenauftakt oder dem Saisonstart knüpfen die Platzwarte oder Platzwärtinnen die Netze in die Tore. Spiele finden schon viel früher statt – mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen. Sei es, dass Spieler*innen mit bislang wenigen Einsätzen noch etwas Spielpraxis gewinnen oder dass Trainingsinhalte auch im Spiel verbessert werden sollen – Testspiele sind ein häufiges Mittel der Wahl. Entsprechend sollte man sie gezielt nutzen. Wir stellen vor, welche Möglichkeiten es gibt und wie und wann Sie Ihr Testspiel bestmöglich planen sollten.
Klar, ein Spiel ist für die Spieler*innen immer attraktiv, und zumeist steht für sie der Erfolg im Mittelpunkt. Doch Ergebnisorientierung ist in einem Testspiel nur selten angebracht. Vielmehr lassen sich mit verschiedenen Stellschrauben die inhaltlichen Schwerpunkte festlegen. Wann spielt man gegen leistungsstärkere Teams? Wie groß darf der Klassenunterschied überhaupt sein?
Testspiele sollten sich in den Trainingsplan der Vorbereitungsperioden einfügen – sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf die Belastungssteuerung. Sie können als zusätzliche Trainingseinheiten genutzt werden, die zusätzlich auch noch Erkenntnisse über die Wettkampftauglichkeit der Mannschaft liefert. Da es in Testspielen nur sekundär um Sieg oder Niederlage geht, können auch die Wechselspieler*innen die volle Spielzeit bestmöglich nutzen, zum Beispiel mit Ausdauerläufen oder zusätzlichen Trainingsformen unter Anleitung des Co-Trainers.
Das inhaltliche Ziel der jeweiligen Trainingswoche bestimmt den Testspielgegner sowie die Schwerpunkte des Coachings. Stehen defensiv orientierte Trainingsinhalte auf dem Ausbildungsplan, so sollte sich der Trainer auch im Testspiel vornehmlich darauf konzentrieren, wie viele Gegentore sein Team verhindert und nicht, wie viele Tore es zu schießen imstande ist. Umgekehrt dürfen sich Verteidiger*innen auch mal nur um den Spielaufbau kümmern, wenn das Offensivspiel akzentuiert werden soll. Erst gegen Ende der jeweiligen Vorbereitungsphase, wenn das erste Pflichtspiel näherrückt, müssen alle Elemente des Spiels wieder zusammengeführt werden.
Mit Gegnern aus verschiedenen Leistungsklassen lassen sich verschiedene Themenschwerpunkte akzentuieren. Die folgende Übersicht zeigt, welche Vor- und Nachteile solche Spiele haben können bzw. worauf der Trainer bei der Gegnerauswahl achten sollte.
Mögliche Inhaltsschwerpunkte
Beobachtungspunkte
Möglichkeiten
Gefahren
Mögliche Inhaltsschwerpunkte
Beobachtungspunkte
Möglichkeiten
Gefahren
Mögliche Inhaltsschwerpunkte
Beobachtungspunkte
Möglichkeiten
Gefahren
Ist sich der Trainer oder die Trainerin über die Schwerpunktsetzung in der jeweiligen Trainingswoche im Klaren, so kann er die Wahl des Gegners nach den oben genannten Kriterien vornehmen. In der Spielbesprechung sollte er entsprechend ausschließlich auf die Inhalte eingehen, die er in der Partie umgesetzt sehen möchte. Hinweise über das Spielverhalten des Gegners oder gar Stärken und Schwächen gegnerischer Spieler sind nicht erforderlich.
Dabei sollten die inhaltlichen Vorgaben immer auf ein klar erkennbares Ziel zuführen. Provokationsregeln wie beispielsweise Kontaktvorgaben sollten also nicht einfach zum Selbstzweck oder gar als Handicap für die Mannschaft dienen, sondern dazu geeignet sein, zukünftig die Spielphilosophie des möglichst schnellen Passspiels gezielt zu verbessern.
Ein Testspiel ist meist nicht mal eben schnell organisiert! Während die Wettspiele vom Verband angesetzt werden, gilt es, bei der Organisation von Testspielen von Vereinsseite alle Weichen zu stellen. Dabei fängt der 'frühe Vogel' den Wurm, das heißt, sowohl in Bezug auf Platzkapazitäten als auch die Verfügbarkeit anderer Mannschaften sollte man rechtzeitig mit den Planungen beginnen.
Spätestens bis 4 Wochen vor dem Spiel:
Spätestens bis 2 Wochen vor dem Spiel:
Spätestens bis 1 Woche vor dem Spiel:
Spätestens bis 1 Tag vor dem Spiel:
Bis zur Spielbesprechung:
Nach dem Spiel:
Spätestens bis zum nächsten Training:
Bei allen Aufgaben, die rund um ein Testspiel entstehen können, sollte der oder die Trainer*in stets bedenken, dass er nicht zwangsläufig alles selbst erledigen muss. Oftmals gibt es im Verein Expert*innen, die regelmäßig mit Spielansetzungen vertraut sind. Das Zusammensammeln des Materials kann auch schonmal der oder die Betreuer*in übernehmen, Coachingschwerpunkte erarbeiten kann auch ein*e Co-Trainer*in. Wichtig ist jedoch, dass sich der Testspielgegner und der oder die Schiedsrichter*in gut betreut fühlen und deshalb auch zum nächsten Testspiel gerne wieder erscheinen!
Auch sollten die aus den inhaltlichen Zielen und den Coachingschwerpunkten des Spiels resultierenden Erkenntnisse nicht einfach so 'verpuffen'. Diese gilt es, im Trainerteam gezielt auszuwerten und dann systematisch in die folgenden Trainingseinheiten zu überführen. Schließlich ist der Effekt einer Trainingswoche nicht mit dem Spiel am Wochenende abgeschlossen, sondern die kontinuierliche Weiterentwicklung der Mannschaft bleibt ein stetig fortschreitender Prozess.