Spiel, Sport und Bewegung bieten nicht nur ein großes Erlebnispotenzial, sondern haben eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Der Sport im Verein ist ein wichtiges Erfahrungsfeld in deren Sozialisation und unterstützt den Kompetenzerwerb und die Herausbildung einer ‘eigenständigen’ Persönlichkeit. Die körperliche und emotionale Nähe, die durch Sport entstehen kann, ist wichtig für die Förderung des sozialen Miteinanders, das Gefühl, dazuzugehören, sich gegenseitig zu helfen und Teamgeist zu entwickeln. Diese Nähe birgt aber auch ein Risiko für Grenzüberschreitungen, sexualisierte Übergriffe und Gewalt. Die Stärkung von Kindern und ihren Selbstbehauptungsfähigkeiten ist daher ein wichtiger Bestandteil des aktiven Kinderschutzes, der im Training spielerisch umgesetzt werden kann.
„Aber was kann ich konkret tun, um die Kinder darin zu stärken, Nein zu sagen?“ „Und wie kann ich ihnen zeigen, dass ich ansprechbar bin, wenn sie Probleme haben?“ Hierzu gibt es viele Konzepte! Die meisten jedoch erfordern, dass für mehrere Wochen am Thema Selbstbehauptung gearbeitet wird und so kein (sportartspezifisches) Training mehr stattfinden kann.
Wir zeigen anhand von kleinen Spielen und Übungen, wie Trainer*innen je nach verfügbarer Zeit mit ihren Spieler*innenn am Thema ‘Selbstbehauptung- und -stärkung’ arbeiten und mit ihnen ins Gespräch kommen können. Die übergeordneten Ziele der Spiele sind, dass Mädchen und Jungen ...
• ... ihre Rechte kennen (‘mein Körper gehört mir’);
• ... in ihrer Wahrnehmung und der Wirkung der Körpersprache geschult werden;
• ... sich gegenseitig helfen und helfen lassen;
• ... wissen, wie sie Sprache und Stimme einsetzen können;
• ... Emotionen wahrnehmen, einsortieren und zeigen können;
• ... Grenzen erkennen, setzen und verteidigen können.
Grenzen zu setzen ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Es setzt voraus, die eigenen Gefühle gut zu kennen und auch artikulieren zu können – möglichst ohne andere zu verletzen, zu kränken oder gar zu provozieren.
Die Auseinandersetzung mit Gefühlen gehört wie selbstverständlich zum sportlichen Alltag (beispielsweise bei Sieg und Niederlage). Kinder, die ihre Gefühle kommunizieren können, sind für Täter ‘zu stark’ und so besser vor Gewalt jeglicher Art geschützt.
Stimme und Körpersprache entscheiden darüber, wie das, was wir sagen, beim Gegenüber ankommt. Eine Botschaft ist nur wirklich überzeugend, wenn Gesagtes und körpersprachliche Signale zusammenpassen. Ein „Nein, ich möchte das nicht!“ kommt nur dann an, wenn es als klares und deutliches Signal gesendet wird.
Hilfe holen ist häufig komplizierter, als es zunächst klingen mag. Für viele gilt Hilfe holen immer noch als Zeichen von Schwäche. Das Ziel dieses Themenbereichs ist es, Hilfe holen als Form von Stärke zu erkennen und das Annehmen von Hilfe mit positiven Gefühlen zu verknüpfen.
Einige Spiele*innen sind sicher bereits so oder in ähnlicher Form bekannt – im Hinblick auf die Stärkung der Selbstbehauptungsfähigkeiten kommt allerdings der Reflexion (Besprechung und Auswertung) eine besondere Bedeutung zu. Sie bietet die Möglichkeit, mit den Kindern und Jugendlichen zu jeweils zur Übung passenden Fragen und Aspekten ins Gespräch zu kommen und so die (unterschiedlichen) Erfahrungen und Gefühle, die während der Übung gemacht wurden, auszutauschen.
Als Trainer*in gilt es, deutlich zu machen, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen, Empfindungen und Gefühle geben kann. Es gibt somit kein Richtig oder Falsch. Jedes Kind hat ein Recht auf eigene Wahrnehmungen, Meinungen und Gefühle.
(Quelle: DFB)