Junge Leistungsfußballer*innen bewegen sich in einem großen Spannungsfeld, das sie meistern müssen! Hierbei benötigen sie umfangreiche Unterstützung. Auch Trainer*innen sind in dieser Hinsicht gefragt! Auf ihn kommen zahlreiche weitere Aufgaben zu. Denn eine umfassende Fußballausbildung erfordert weitaus mehr als nur Training und Spiel.
Eltern sind dafür verantwortlich, dass die Kinder in die Gesellschaft hineinwachsen. Sie müssen Sorge tragen, dass sich ihre Kinder Ziele setzen und konsequent nach deren Erfüllung streben. Dabei müssen sie ihnen jedoch auch Unterstützung bieten, um diese Ziele erreichen zu können.
Es ist daher eine ganz wichtige Aufgabe der Trainer*innen, aktiv auf die Eltern zuzugehen, um die von ihm gewählten Erziehungsprozesse mit ihnen abzustimmen. Es gilt, sie ‚ins Boot‘ zu holen, um schlussendlich noch gezielter mit den Spieler*innen arbeiten zu können. Aus dem sportlichen Bereichsollten die Eltern aber herausgehalten werden!
Diese beiden Gruppen stellen die zentralen ‘institutionellen’ Ressourcen dar. Ihre Leistungs- bzw. Verhaltensbeurteilungen entscheiden wesentlich über die weitere schulische und sportliche Karriere von Spieler*innen. Aus dieser Verantwortung erwachsen auch zahlreiche außersportliche Aufgaben, die es sinnvoll wahrzunehmen gilt!
Möglichst viele ‚Schultern‘ sollen gewährleisten, dass Trainer*innen allein mit all diesen Begehrlichkeiten nicht überlastet werden. In professionell geführten Vereinen gibt es entsprechendes Personal, um diesen komplexen Anforderungen zu begegnen. Einen Teil allerdings kann auch ein*e Trainer*in im Amateurbereich sicher abdecken. Und oft verfügen ja Co-Trainer*innen und/oder Betreuer*innen ebenfalls über einen ‚guten Draht‘ zu den Spieler*innen und können sich auch um solche außersportliche Belange kümmern!
Die Jugendlichen müssen das echte Interesse ihrer Trainer*innen spüren, die Leidenschaft, mit ihnen zu arbeiten, Konflikte auszutragen und Werte zu vermitteln. Das bedeutet nicht, dass ein*e Trainer*in sich mit ihnen auf eine Stufe stellt. Im Gegenteil: Ein*e Trainer*in muss ihre ‘Machtposition’ deutlich machen; doch gerade darin das Interesse an ihnen zeigen.
Trainer*innen sollten keine Pauschallösungen anbieten, sondern stets die individuelle Situation und Entwicklungsphase beachten. Wer mit Jugendlichen arbeitet, muss immer wieder aufs Neue versuchen, das rechte Maß zwischen Führen und ‘Wachsenlassen’, zwischen Gerechtigkeit und Güte, zwischen Kontrolle und Vertrauen zu finden.
Die Unterstützung durch die Trainer*innen ist Hilfe zur Selbsthilfe: Nachwuchssportler wissen in der Regel theoretisch sehr genau, wie sie verschiedene Belastungen bewältigen können. Im Alltag aber fehlt ihnen häufig der Anstoß, die Dinge anzupacken. Diesen Anstoß kann ein*e Trainer*in geben, indem er gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeitet, nicht aber, indem er ihnen die Aufgaben einfach abnimmt!
Langfristiges Arbeiten mit Jugendlichen bedeutet, sie so zu stärken, dass sie an sich und ihre Begabungen glauben. Darüber hinaus gilt es, ihnen außerdem zu vermitteln, dass Begabung allein nicht zum Erfolg führt, sondern nur durch Anstrengung, Disziplin und Beharrlichkeit entfaltet wird! Und als Grundlage für alles Andere: Was ein*e Trainer*in verspricht, muss er auch halten! Nur so kann er Vertrauen gewinnen.
Bei den Jüngsten müssen Trainer*innen einen Weg finden zwischen ‚Freiheit geben‘, damit sich die Kinder ausprobieren können, und behüten/beschützen. Er gibt ihnen Gelegenheit, sich aktiv einzubringen („Was wollen wir heute spielen?“), um Kreativität und Selbstständigkeit zu fördern. Das heißt auch, dass er den Dialog mit ihnen pflegt, ohne in endlose Diskussionen zu verfallen. Konflikte müssen aber stets aufgegriffen und im besten Fall gemeinsam gelöst werden. Zuhören können ist eine der wichtigsten Trainer*innen-Fähigkeiten! Dazu gehört, dass er sich auch für das Leben der Kinder außerhalb des Fußballs interessiert.
Und: Alle Kinder sind gleich wichtig!
Mit zunehmendem Alter können den Spieler*innen immer mehr Aufgaben übertragen werden. Dies fördert Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Auch den Dialog behält ein*e Trainer*in bei. Er nimmt sie spürbar ernst, indem er ihnen einen angemessenen Respekt entgegenbringt. Diese Kommunikationsfähigkeit ist heutzutage ganz entscheidend. Mit bloßer Autorität kommt ein*e Trainer*in bei den Spieler*innen nicht mehr weit: Sie wollen immer ‘mitgenommen’ werden.
Dabei ist die Arbeit angesichts der beginnenden pubertären Stimmungsschwankungen wahrlich nicht einfach. So berücksichtigt ein*e gute*r Trainer*in etwa den ständigen Wechsel zwischen überzogenem Selbstwertgefühl und Selbstabwertung seiner Schützlinge.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben zunehmend klare und stabile, zum Teil jedoch sehr unterschiedliche und weit ‘auseinandergehende’ Selbstbilder. Verfügt etwa ein*e Spieler*in über ein sehr ausgeprägtes, überzogenes Selbstbewusstsein, wird der andere geradezu von Versagensängsten gequält.
Entsprechend individuell muss ein*e Trainer*in mit beiden arbeiten. Zwar kann er mit ihnen durchaus bereits auf Erwachsenenebene kommunizieren, doch orientieren sich ihr Lebensstil und ihr Wertemuster vor allem an ihrer ‘Peer Group’, nämlich ihren Altersgenossen. Trainer*innen leben deshalb einerseits die ihm wichtigen Werte vor, müssen aber andererseits erst eine Atmosphäre im Team schaffen, die diese Werte fördert: „Cool ist, wer fair/kreativ/selbstständig/diszipliniert ist!“
Und nicht vergessen: Auch jugendliche Fußballer sind denselben pubertären Problemen ausgesetzt wie alle anderen ‚Altersgenossen’ (Stimmungsschwankungen, Enttäuschungen in Liebesbeziehungen, körperliche Veränderungen usw.). Allerdings können sie sie in ihrem Mannschaftssport selten ausleben. Berücksichtige stets solche Probleme, um mögliche schwerwiegende Folgen (Abkapselung, Vereinsamung usw.) frühzeitig erkennen und auf sie reagieren zu können.
(Quelle: DFB)