Schnelleinstieg
Um Verletzungen während des Wettkampfs zu behandeln, ist eine ausreichende Erste-Hilfe-Ausrüstung unerlässlich. Gerade im Nachwuchsfußball ist diese oftmals unvollständig bzw. ungeeignet ausgestattet. Im Rahmen einer Studie wurden Nachwuchsteams in Bayern eine Saison lang begleitet. Die registrierten Verletzungen zeigen auf, welche Bestandteile in einem Sanitätskoffer auf gar keinen Fall fehlen dürfen.
Eine kleine Unachtsamkeit, ein etwas zu enthusiastischer Zweikampf: Sportartübergreifend und auf den Freizeitsport bezogen sind Kinder und Jugendliche verletzungsanfälliger als Erwachsene. Das kann u. a. auf proportional größere Köpfe und wachsende Gelenkknorpel, die anfälliger bei Belastungen sind, zurückgeführt werden. Gerade bei jungen Spieler*innen ist es deshalb wichtig, schnell und korrekt erste Hilfe zu leisten (siehe die "Pech-Regel" weiter unten), um langfristige Schäden zu vermeiden.
Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat die Erste Hilfe im Nachwuchsfußball unter die Lupe genommen. Werner Krutsch vom Universitätsklinikum Regensburg und Kollegen kommen dabei zu dem Schluss, dass die Ausstattung im Erste-Hilfe-Koffer derzeit häufig nicht ausreicht und dass Trainer*innen besser in der ersten Hilfe ausgebildet werden sollten.
Die Autoren haben für die Studie 73 Jugendmannschaften in Bayern (Spieleralter zwischen acht und 18 Jahren) eine Saison lang begleitet und die Verletzungen während dieser Zeit dokumentiert. Dabei zeigte sich, dass die häufigsten Verletzungen vor allem Prellungen, Verstauchungen und Hautverletzungen an Beinen und Füßen waren. Insbesondere traten diese während eines Spiels am dominanten Bein durch Kontakt mit anderen Spieler*innen auf. Schwerere Verletzungen, wie Brüche oder Zahnverletzungen zeigten sich seltener.
Bei der Untersuchung der medizinischen Ausstattung wurde festgestellt, dass immerhin ein Großteil (61 von 73 Teams, 84 Prozent) der Mannschaften über einen Erste-Hilfe-Koffer verfügen. Der Inhalt passte jedoch häufig nicht zu den aufgetretenen Verletzungen. Die Autoren empfehlen deshalb eine Ausstattung, die für insgesamt unter 90 € erworben werden kann (Preisabfrage: 2014)
Die aufgelistete Ausstattung in der Abbildung reichte der Studie nach aus, um 100 Prozent der aufgetretenen Verletzungen zu behandeln.
Auf Hilfsmittel wie Stethoskope oder Larynxmasken sollte dabei genauso verzichtet werden, wie auf Medikamente, wie Schmerzmittel oder lokale Betäubungsmittel. Diese sollten nur von medizinisch geschultem Personal eingesetzt werden, das im Notfall schnell geholt werden sollte. Dies gilt gerade im Hinblick darauf, dass fast die Hälfte der Mannschaften den Nachwuchsspielern Zugang zu dem Koffer gewährten.
Die Autoren stellten weiterhin fest, dass in den meisten Fällen (60 Prozent), die Trainer*innen der Jugendteams für die Erste-Hilfe-Koffer verantwortlich waren. Nur in 11 Prozent der Fälle war dies eine Ärztin oder ein Arzt. Auch die Erste Hilfe selbst muss häufig von den Trainer*innen geleistet werden. Die Autoren empfehlen deshalb, Trainer*innen in ihrer Ausbildung noch gezielter in der Ersten Hilfe, aber auch in der Unfallprävention zu schulen. Bestenfalls findet ein Unfall schließlich gar nicht erst statt.
Die Inhalte basieren auf der Studie "First aid on field management in youth football.", die 2014 im Journal "Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery" veröffentlicht wurde.
Eine Verletzung ist schnell passiert. Dann sind die ersten Minuten entscheidend und können den anstehenden Heilungsprozess stark beeinflussen!
Als Erstversorgungsmaßnahme von Prellungen, Zerrungen und Bänderverletzungen kann man dem Merkwort PECH folgen. Egal ob im Training, Spiel oder bei einer privaten Laufeinheit. Der Ablauf der Erstversorgung hat entscheidenden Einfluss auf die anstehende Regenerationszeit und sollte daher nicht unterschätzt werden.
Die Ruhigstellung der betroffenen Strukturen ist unbedingt notwendig. Folgt keine Pause und bleibt die Belastung bestehen, kann die Verletzung verschlimmert oder weitere Schäden hervorgerufen werden. Läuft der Kreislauf weiterhin auf ‚Hochtouren‘ werden Einblutungen wie z.B. Bandverletzungen verschlimmert. Das Risiko einer längeren Verletzungspause steigt folglich an!
Die Kühlung der betroffenen Strukturen wirkt schmerzlindernd. Ein positiver Aspekt der Kühlung ist die Verengung der Blutgefäße. Denn somit werden Einblutungen wie beispielsweise bei Bänderrissen stark reduziert und die folgende Schwellung eingeschränkt.
Insbesondere die ersten 15 Minuten sind hier von Bedeutung und sollten unbedingt zur Kühlung genutzt werden! Dabei sollte das Kühlmittel (Eis, Eisbeutel usw.) nicht direkt auf die Haut aufgetragen werden, sondern die Haut stets bedeckt sein. Das Fußgelenk kann also durch den Stutzen gekühlt werden, um Verletzungen der Haut zu vermeiden.
Ein Druckverband gibt den Strukturen Stabilität und verhindert schmerzhafte Bewegungen. Bedeutender ist allerdings die Einschränkung des Blutflusses durch den mit Druck angelegten Verband. Wie beim Kühlen ist auch hier das Ziel, Einblutung und Schwellung möglichst zu verhindern.
Der Verband ist druckvoll gewickelt, sollte allerdings keine Schmerzen bereiten - kommt ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln auf, muss der Verband direkt abgelegt werden.
Hinweis: Ist bei einer Bänderverletzung am Fuß kein Druckverband verfügbar, sollte der Schuh zuerst angelassen werden. So dient der Schuh als Mittel zur Kompression.
Die Hochlagerung ist ein wichtiger Aspekt und sollte auch noch Stunden nach der Verletzung beibehalten werden. Sinn und Zweck ist es hier die Schwerkraft zu nutzen und somit den Blutfluss einzuschränken. Somit wird ein weiteres Einbluten in die beschädigten Strukturen und folglich auch eine größere Schwellung verhindert. Auch in der Nacht sollte eine Hochlagerung (z. B. mit Kissen) beibehalten werden.