Die Rückrunde ist für die meisten Fußballer*innen ein einziger Endspurt. Während in der Hinrunde schlechte Ergebnisse noch mit einem lockeren aber bestimmten Spruch aus der Kategorie "Die Punkte holen wir uns im Rückspiel wieder!" schnell abgehakt werden konnten, muss dieses Vorhaben jetzt aber auch in die Tat umgesetzt werden. Ausreden gibt es nicht mehr, und die Chancen auf Wiedergutmachung schrumpfen von Spieltag zu Spieltag.
Gerade bei älteren Spieler*innen ist eine offene und authentische Kommunikation wichtig, um die eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren. Ab einem gewissen Alter fangen die Spieler*innen an, sich selbst immer mehr mit der Tabellensituation zu beschäftigen und verschiedene Szenarien durchzurechnen. Daher sollte in der Rückrunde der Fokus vor allem auf kurzfristigen Zielen liegen, die aus eigener Kraft erreicht werden können. Die Formulierung von Zielen, für die die sogenannte "Schützenhilfe" anderer Teams nötig ist, kann bei zu häufiger Verwendung sogar demotivierend wirken. Es ist zwar hilfreich, der Mannschaft aufzuzeigen, dass andere Teams auch Fehler machen werden und dadurch eine Chance entsteht, wieder Plätze gutzumachen, aber die gesamte Rückrunde auf Eventualitäten aufzubauen und sich von anderen abhängig zu machen, ist nicht förderlich für die eigene Entwicklung.
Nicht alle Trainer*innen sind von Natur aus zu emotionalen Motivationsreden fähig. Das müssen sie aber auch nicht zwangsläufig sein. Schließlich geht es nicht immer darum, wie man etwas sagt, sondern zunächst einmal darum, dass man das Richtige sagt. So können kleine rhetorische Details in der Ansprache große Wirkung entfalten und die Spieler*innen ganz ohne Geschrei und Theatralik motivieren. Auch hierbei sollte der Fokus zunächst auf die eigenen Stärken statt auf die des Gegners gelegt werden. Versucht also Formulierungen, wie "Der Gegner ist enorm zweikampfstark – geht also 1-gegen-1-Situationen unbedingt aus dem Weg!" zu vermeiden und stattdessen gleich die Lösung in der eigenen Stärke zu präsentieren: "Uns zeichnet schon die ganze Saison das Zusammenspiel aus. Auch heute werden die kurzen Pässe entscheidend sein. Schafft also stets Überzahl in Ballnähe und vermeidet unnötige Dribblings!"
Menschen sind verschieden. Auch wenn Fußballer*innen für ihren Sport leidenschaftlich "brennen" und bestenfalls immer alles für den Sieg geben wollen, reagieren einzelne Spieler*innen und ganze Mannschaften unterschiedlich auf Drucksituationen. In der Rückrunde treten solche naturgemäß häufiger auf, als noch in der Hinrunde. Die Zeit der "Sechs-Punkte-Spiele" ist angebrochen und für die Teams, die noch in den Pokalwettbewerben vertreten sind, kommen weitere K.O.-Spiele hinzu. Als Trainer*in ist es also wichtig, ein Gespür dafür zu haben, ob der Mannschaft die Bedeutung solcher Spiele nochmal klar gemacht werden muss, oder ob sie lieber von diesem Druck abgelenkt werden sollte. Hierfür sollten sich die Trainer*innen in der Woche vor solchen Spielen in den Dialog mit Kapitän*innen oder dem Mannschaftsrat begeben, um wichtige Eindrücke aus der Gefühlswelt der Mannschaft zu gewinnen und die Ansprache dementsprechend vorzubereiten. Bei allem eigenen Ehrgeiz sind es schließlich die Spieler*innen, die aktiv auf dem Platz stehen und mit dem Druck umgehen müssen.
Was eigentlich ganz banal und selbstverständlich klingt, ist für Trainer*innen gerade in der Rückrunde besonders wichtig. Man hat gegen alle Gegner schon einmal gespielt und sich bestenfalls prägnante Szenen gemerkt und notiert, um für das Rückspiel gewappnet zu sein. Allerdings ist aber auch davon auszugehen, dass der/die Gegenüber dasselbe getan hat und sein/ihr Team ebenso gut auf das erneute Aufeinandertreffen vorbereitet. Geht also mit eurem/eurer Co-Trainer*in bestimmte Szenarien noch einmal durch und stellt euch folgende Fragen:
Durch einen regen Austausch können so Ideen und Konzepte entwickelt werden, die am Spieltag schnell umgesetzt und als "Plan B" zum Erfolg führen können.