Wissen, wo der Schuh drückt, was gut läuft, wie gemeinsam Herausforderungen gemeistert werden können und auf welchen Grundlagen der Bayerische Fußball-Verband (BFV) Entscheidungen für den Amateurfußball trifft – das sind allesamt Dinge, die am besten direkt vor Ort besprochen werden. Im Rahmen seiner „Pro Amateurfußball“-Kampagne besuchen BFV-Verantwortliche regelmäßig Vereine im Freistaat – jetzt war die Riege um Vize-Präsident Jürgen Pfau und den Kreis-Vorsitzenden Marco Göbet zu Gast beim FV Thüngersheim im unterfränkischen Fußball-Kreis Würzburg und lernte in dem weithin bekannten Winzerort einen Klub kennen, der mit besonderen Jahrgängen fußballerische Erfolge feiert.
„Hier beim FV Thüngersheim sind Menschen in der Verantwortung, die etwas bewegen und andere begeistern wollen. Das haben wir hier beim Vereinsdialog deutlich gespürt. Dass es dabei auch junge Leute sind, die den Verein in den vergangenen Jahren zeitgemäß aufgestellt haben, lässt auf eine gute Zukunft schließen“, sagte Jürgen Pfau, der auch Bezirks-Vorsitzender des BFV in Unterfranken ist.
„Es ist letztlich wichtig, sich auszutauschen – wir bewerten Vorgänge aus unserer Sicht, also der des Vereins, und kennen oft die Zusammenhänge nicht vollends. Das braucht es aber zur Bewertung. Von daher war das eine super Gelegenheit, sich persönlich aus erster Hand zu informieren und die Dinge besser zu verstehen“, fasste Markus Liebler die Eindrücke der Thüngersheimer Vereinsverantwortlichen aus dem rund zweistündigen Treffen zusammen.
Rahmenterminkalender, Einsatz von älteren Juniorenspielern in jüngeren Jahrgängen, flexible Spielmodelle im Nachwuchsbereich, die neuen Kinderfußball-Spielformen, Vereinsfinanzen, Vorgehensweise und Strafrahmen der Sportgerichte, Qualifizierungsmaßnahmen oder die Nachwuchsgewinnung: Im Vereinsheim des FV Thüngersheim wurde die ganze Bandbreite des Amateurfußballs diskutiert und das angesprochen, was vor Ort bewegt.
„Die Termine im Rahmenterminkalender sind ein gutes Beispiel“, sagte Marco Göbert, der nicht nur Vorsitzender im Kreis Würzburg ist, sondern auch Spielleiter: „Da wird schnell pauschal geurteilt, ohne aber ins Detail zu gehen – und der Teufel steckt hier in der Tat im Detail“. Göbet zeigte an einer Vielzahl an Beispielen auf, was die Alternativen zum jetzigen Spielkalender wären und welche Konsequenzen diese nach sich zögen. „Dann muss ich jetzt auch klar sagen: Ja, das ist unter den von Marco aufgeführten Aspekten tatsächlich die beste Option, die wir jetzt haben“, sagte Markus Liebler.
Dass sie in Thüngersheim einen klaren Plan hatten und sich in vielerlei Hinsicht strecken mussten, um sich ihren Traum vom eigenen Kunstrasen zu erfüllen, wurde beim „Vereinsdialog“ auch deutlich: Das neue LED-Flutlicht und die Tribüne wurden 2022 fertiggestellt und wer Abteilungsleiter Stefan Pfeuffer zuhörte, dem blieb das Herzblut bei diesem Projekt nicht verborgen: „Es war eine wichtige und richtige Investition in die Zukunft des Vereins. Wir können ganzjährig durchtrainieren – und auf so einem Platz macht das allen auch noch richtig Spaß.“
Knapp eine halbe Million Euro hat der FV Thüngersheim als reiner Fußballverein investiert – 55 Prozent der Kosten bezuschusste der Freistaat, die Gemeinde beteiligte sich mit 80.000 Euro. „Und dennoch ist es für einen Ehrenamtlichen alles andere als einfach, sich um alles Formelle zu kümmern“, sagt Finanz-Vorstand Julian Liebler.
Rund 2700 Einwohnerinnen und Einwohner zählt Thüngersheim, drei Sportvereine gibt es am Ort, der FV hat 320 Mitglieder – 80 bis 90 Kinder und Jugendliche sind es, die von den U7- bis hinauf zu den U19-Junioren die Teams besetzen, darunter fünf Spielgemeinschaften. Der Verein hat eine Verjüngungskur hinter sich, das gilt für die Führungsriege und für die Aktiven im Herren-Spielbetrieb. Dort sind es sportlich besonders erfolgreiche Jahrgänge – die erste Garde hat einen Altersdurchschnitt von 25,2 Jahren, Spieler der 2. Mannschaft sind im Schnitt 26,5 Jahre alt.
Es sind Kicker aus dem Ort, die für Thüngersheim die Schuhe schnüren – und erfolgreich sind, was dem selbst noch aktiven Sportvorstand Stefan Pfeuffer besonders freut: Nach 16 Jahren „Kreisklassen-Dauermitgliedschaft“ ist der FV im Sommer als Meister in die Kreisliga aufgestiegen, überwintert dort als starker Tabellen-Vierter. Eine imposante Bilanz, die Pfeuffer auch in den kommenden Jahren behaupten will: „Dazu braucht es weiterhin die eigene Jugend, die es zu stärken gilt, den Jungs eine Perspektive zu geben und sie so bei der Stange zu halten. Mit dem neuen Kinderfußball hat der Verband in meinen Augen einen guten Anfang gemacht.“