Logisch, er war der gefragte Gast auf der 28. BFV-Ehrenamtspreisverleihung im Münchner GOP Variete-Theater: Rudi Völler. In einer Talkrunde blickte der Weltmeister auf seine Zeit im Heimatverein zurück, hob die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements hervor und verriet, was er vom National-Team im Umgang mit der Fußballbasis erwartet.
Rudi Völler über….
…die Erwartung an die Ehrenamts-Gala: Ich bin sehr gerne hier, vor allem weil es um die Menschen geht, die sich so vielfältig in den Vereinen kümmern. Es hat schon zu meiner Jugendzeit angefangen. Ich war täglich auf dem Fußballplatz. Bei meinem Heimatverein, dem TSV Hanau war mein Vater Jugendleiter, meine Mutter hat regelmäßig unsere Trikots gewaschen. Ich habe es geliebt, auf dem Fußballplatz zu stehen. Der Verein war damals wie eine große Familie und das ist heute immer noch so.
…die noch bestehenden Beziehungen zu Ehrenamtlichen aus seine Jugendzeit: Ich habe noch zu einigen Personen von damals Kontakt, nicht nur zu denen, die später für meine aktive Karriere wichtig waren.
…die Anfänge seiner Profikarriere: Meine erste Station war bei den Kickers Offenbach. Ich bin dann zu den Münchner Löwen gewechselt und habe dort zwei Jahre gespielt. Es war eine schöne, aber auch turbulente Zeit hier in München – inklusive Abstieg und Lizenzproblemen.
…die Wichtigkeit des Ehrenamtes: Es ist mit viel Aufwand verbunden. Ich habe großen Respekt vor allen Leuten, die im Ehrenamt aktiv sind. Die Wichtigkeit des Ehrenamtes ist unbestritten, es ist in der heutigen Zeit immer schwerer, Menschen zu begeistern, sich einzubringen. Das beste Beispiel ist mein Heimatverein in Hanau, der fast keine Jugendmannschaften mehr hat und im Herrenbereich nur noch aus einer ersten und zweiten Mannschaft besteht. Ich habe das Gefühl, die Menschen sind weniger aktiv als zu früheren Zeiten. Es ist wichtig, dass sowohl junge als auch ältere Menschen das Ehrenamt wieder mehr unterstützen.
…die Rolle der Nationalmannschaft bei der Gewinnung der Menschen für den Fußballsport: Die Nähe zu den Vereinen und der eigenen Basis beizubehalten, ist sehr wichtig. Alle unsere Spieler, die jetzt in ganz Europa spielen, haben klein angefangen und das wissen die Spieler auch. Es ist wichtig, den Draht zu den Menschen zu behalten. Am Ende ist entscheidend, wie man auftritt, wie man sich gibt.
…sein Intermezzo als Trainer der Nationalmannschaft: Es ist uns sehr schwergefallen, uns von Hansi Flick zu trennen. Ich habe Hansi so gut es geht unterstützt, habe aber nach der verkorksten Weltmeisterschaft gemerkt, dass es eine große Hypothek war und die Stimmung auch nicht mehr so gut war. Die Spiele nach der WM waren auch nicht gut, das hat ihn sehr belastet. Wir haben durch Spiele mit besseren Ergebnissen versucht die Stimmung aufzubessern, diese Spiele sind leider nicht gekommen. Der Zeitpunkt seiner Entlassung war sehr ungünstig, das hat es zuvor beim Deutschen Fußball-Bund noch nicht gegeben. Ich bin gerne für das eine Spiel gegen Frankreich eingesprungen und hätte den Trainerjob zur Not auch noch in den USA gemacht, wenn wir uns mit Julian Nagelsmann nicht geeinigt hätten. Aber ich kenne meine Qualitäten und es war immer klar, dass es eine einmalige Sache sein wird.
…die Wichtigkeit der Fans: Wenn du die Menschen überzeugen willst und auf deine Seite ziehen willst, musst du gute Leistungen abliefern, das gilt für alle Mannschaften. Wenn gute Ergebnisse kommen, sind die Menschen begeistert. Das haben wir in den letzten Spielen wieder mehr geschafft, da müssen wir dranbleiben. Nächsten Samstag spielen wir in Berlin gegen die Türkei, das wird ein tolles Event in einem wunderbaren Stadion. Danach geht es gegen die Österreicher in Wien, die unter Ralf Rangnick stark spielen. Das sind gute Tests, die wichtig für uns sind. Wir wollen uns mit diesen Mannschaften messen und ich bin sehr optimistisch, dass wir die Menschen wieder zurückgewinnen werden.
Sein Botschaft an alle Ehrenamtler*innen: Ganz klar: Es heißt, dranzubleiben. Ich weiß, es ist nicht immer einfach, egal in welcher Funktion man das Ehrenamt betreibt. Es ist oft nicht leicht, es zum Beispiel mit dem Beruf, den man normalerweise die ganze Woche ausübt, zu verbinden. Es ist schwer immer dranzubleiben und nicht aufzugeben. Aber: Ohne das Ehrenamt geht es nicht. Und deshalb sage ich allen hier und heute vielen Dank. Eure Arbeit verdient Respekt und Anerkennung, das alles ist gar nicht hoch genug einzuschätzen! Vielen Dank!